Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


und Religionsunterricht



Buchhinweis














Bibliographische Angaben:

Josef M. Könning: Theologische Menschenrechtsethik angesichts der globalen Flüchtlingssituation. Eine Neuorientierung in der Diskussion um das Recht, Rechte zu haben. Reihe:  Gesellschaft - Ethik - Religion, Band: 23. Brill Schöningh. Paderborn 2023. ISBN:  978-3-506-79458




ZUM BUCH:



 

Ausgangspunkt des Buches ist die Flüchtlingsfrage, die weltweit Zerstörung, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit bedeutet. Dem muss sich theologische Menschenrechtsethik und Menschenrechtsphilosophie stellen. 

Es stellen sich Fragen:

- Woran scheitert die Instituierung durchsetzungsfähiger Menschenrechte?

- Inwiefern hängt das Problem der Durchsetzung der Menschenrechte mit dem Problem ihrer normativen Grundlegung zusammen?

- Welche Perspektiven haben religiöse und theologische Motive für eine weiterführende Diskussion zu bieten?“ (vgl. https://brill.com/display/title/68191 )

Diese Dissertation fragt nach Möglichkeiten theologischer Menschenrechtsethik im Blick auf Perspektiven aus theologischer Ethik, Sozialphilosophie und politischer Theorie.

Der Autor dieser Dissertation stellt in der Einleitung zu dieser gesellschaftlich, politischen und auch ethischen Fragestellung seine Denkwege vor. „ Dabei stellt sich die grundlegende Frage, wie theologische Menschenrechtsethik angesichts der globalen Flüchtlingssituation zu konzipieren ist und welcher Stellenwert genuin religiösen Motiven und theologischen Argumenten dabei zukommt.“(S. XX)In seiner umfassenden Arbeit verbindet er die Überlegungen zu den Fragen von Menschenrechtsethik mit dem Blick auf drängende aktuelle Vorgänge, zu denen auch die gewandelten Betrachtungen und Einstellungen zum Flüchtlingsproblem gehören:

Der in dieser Arbeit vollzogene Denkweg gliedert sich dabei in fünf Etappen von unterschiedlicher Länge: Die erste Etappe (Kap. 1) rekonstruiert ein Verständnis theologischer Ethik als Menschenrechtsethik. In den vergangenen dreißig Jahren ist sowohl in der Moraltheologie als auch in der Sozialethik eine differenzierte Theoriebildung entstanden, die sich sowohl fundamentalen Fragen nach Begriff und Gehalt der Menschenrechte als auch der eigenständigen Profilierung menschenrechtsethischer Kategorien widmet. Insbesondere für die ethische Reflexion von Migration hat sich dabei ein menschenrechtsethischer Zugang etabliert und ist das menschenrechtliche Durchsetzungsproblem priorisiert worden. Allerdings gerät die theologische Menschenrechtsethik auf der zweiten Etappe (Kap. 2) unter Druck. Bei einer eingehenden Untersuchung der globalen Flüchtlingssituation stellt sich heraus, dass das Verhältnis zwischen Menschenrechten und Flüchtlingen nicht einfach als eines der (Wieder-)Herstellung interpretiert werden kann, sondern durch eine Ambivalenz gekennzeichnet ist. Anhand eines erfahrungsorientierten und institutionenkritischen Zugangs wird zunächst ein Flüchtlingsbegriff skizziert, der sich von einem völkerrechtlichen Verständnis deutlich abhebt, aber auch grundsätzliche Fragen an den Menschenrechtsbegriff aufwirft, der das internationale Flüchtlingsregime begleitet. Auf der langen dritten Etappe (Kap. 3) wird daher ein Konzept untersucht, das in den vergangenen Jahren Kritik des bestehenden Systems, grundlegende menschenrechtsphilosophische Überlegungen und die Diskussion lösungsorientierter Ansätze miteinander verband wie kaum ein anderes: die in der Regel auf Hannah Arendt zurückgeführte Formulierung des Rechts, Rechte zu haben. Diesem Schlüsselbegriff der menschenrechtsphilosophischen Debatte um die Flüchtlingsfrage wird quellenkritisch und rezeptionsgeschichtlich nachgegangen. Dabei zeigt sich, dass das menschenrechtliche Durchsetzungsproblem intern mit dem Problem der normativen Grundlegung verknüpft ist. Ohne Auseinandersetzung mit dem Grundlegungsproblem lässt sich auch das Durchsetzungsproblem nicht adäquat bearbeiten. Ein Vorschlag aus theologischer Sicht wird auf der vierten Etappe(Kap. 4) mit der Skizze einer theologisch-politischen Lesart des Rechts, 12 Damit wird auch auf einen Forschungsüberblick verzichtet. Im Verlaufe der einzelnen Etappen werden Bestandsaufnahmen gemacht. Insgesamt entwickelt diese Arbeit somit einen Gedankengang, der manchmal ausschert, an einigen Stellen verweilt, mitunter an schon bekannte Orte zurückkehrt und von einer anderen Seite begutachtet.(Einleitung XXIII)

 Kapitelübersicht

Vorwort

Einleitung Herausforderungen und Probleme theologischer Menschenrechtsethik im Kontext globaler Migration

 

Kapitel 1 Theologische Ethik als Menschenrechtsethik

Kapitel 2 Die globale Flüchtlingssituation – Profilierung einer menschenrechtsethischen Herausforderung

Kapitel 3 Das Recht, Rechte zu haben im Kontext globaler Migration – Debatten zwischen Rechtsbegründung und Rechtskritik

Kapitel 4 Zur Möglichkeit theologischer Menschenrechtsethik heute

Das Recht, Rechte zu haben – theologisch-politisch gelesen

Kapitel 5 Fazit: Für eine theologisch-politische Menschenrechtsethik im Kontext globaler Migration

 

 



Einordnung für die Bildungsarbeit

In Bezug auf die Bildungsarbeit bietet diese Dissertation eine vertiefte Grundlegung der Frage nach den Menschenrechten angesichts der großen Probleme um die globalen Flüchtlingsströme aus ethischer und theologischer Sicht, die eigentlich in der Bildungsarbeit nur sehr am Rande vorkommt. Theologen (sowie Ethiker und Philosophen) finden hier systematisch aufgebaut fundierte und durchaus auch oft kontrovers zu diskutierende Grundlagen und vor allem so eher nicht übliche neue Denkwege.  

Wenn Sie einen Impuls für den Unterricht (ab ca. Klasse 10) suchen:

 

Dafür sind die Menschenrechte umso präsenter in Ausnahmesituationen. Sie werden verbunden mit außergewöhnlichen Ereignissen: im Positiven ihrer feierlichen Erklärung am 10. Dezember 1948 oder als gemeinsame Sprache der demokratischen Revolutionen im Ostblock 1989; im Negativen den Schrecken zweier Weltkriege und des beispiellosen Menschheitsverbrechens der Shoah . Seit ca. 20 Jahren spielen immer stärker auch humanitäre Notlagen oder (Bürger-)Kriege sowie autoritäre, diktatorische Regime, in denen Menschenrechte systematisch verletzt werden, eine Rolle. Immer dann und immer dort, wo Menschenrechte verletzt, aberkannt, bestritten und vorenthalten werden, erhalten sie auch besondere Aufmerksamkeit und eine starke Dringlichkeit. Wenn über Menschenrechte diskutiert wird, richtet sich die Aufmerksamkeit schnell auf die Lage von Flüchtlingen. Nachdem im Jahr 2015 insgesamt ca. 1 Million Menschen einen Asylantrag in der BRD gestellt hatten, konnte die lange an die EU-Außengrenzen verdrängte Flüchtlingsfrage auch in Mitteleuropa nicht mehr ignoriert werden.“ (S. XXVIII)




Martin Geisz, März 2024