Bibliographische Angaben:	Michael Schmidt-Salomon; Die Evolution des Denkens. DAS MODERNE WELTBILD – UND WEM WIR ES VERDANKEN. Piper Verlag. München 2024. ISBN 978-3-492-07262-5
ZUM BUCH:	»Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen habe, dass in der Flut der Informationen, die uns tagtäglich überschwemmt, relevantes Wissen verloren geht.« sagt Schmidt-Salomon über seine Beweggründe. »Viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen scheinen die Grundlagen des modernen Weltbildes kaum noch zu kennen. Diese ›kulturelle Demenz‹ ist gefährlich, weil sie unsere Perspektive verengt. Wir verlieren die Orientierung und sind dazu verdammt, die gleichen Fragen immer und immer wieder neu zu diskutieren, obwohl die maßgeblichen Antworten schon vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar vor Jahrhunderten gefunden wurden. Da die meisten Menschen sich mehr für Menschen interessieren als für Ideen, stehen im Zentrum des Buchs die Lebensgeschichten jener Menschen, die meines Erachtens besonders relevante Einsichten für die heutige Zeit hervorgebracht haben – 10 Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild.« - So beschreibt der Autor die Zielsetzung seines Buches, in dem im Blick auf „Philosophiegeschichte“ einen neuen Akzent setzt, für die er 10 Philosophen auswählt: Epikur, Karl Popper, Karl Marx, Charles Darwin, Carl Sagan, Alfred Wegener, Marie Curie, Albert Einstein, Friedrich Nietzsche und Julian Huxley.  „Kein Werk hat nur einen Schöpfer! Deshalb sollten wir die »bedeutenden Vertreter der Wissenschaft, Philosophie und Kunst« nicht als alleinige Urheber ihrer Werke betrachten, sondern vielmehr als letzte Glieder einer langen, komplexen Determinationskette, welche die Entstehung dieser Werke ermöglicht hat. Revolutionäre Erkenntnisse haben eine lange evolutionäre Vorgeschichte.“ (.19 f.)   Im Inhaltsverzeichnis finden die die ausgewöählten Schwerpunkt   Inhaltsverzeichnis   Einleitung: Ein Kopf denkt nie allein 9 Die größten Genies aller Zeiten? • Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild • Auf den Schultern von Riesen • Das Problem der kulturellen Demenz     1 Nichts ist beständiger als der Wandel Charles Darwin und die Entdeckung der Evolution 25 Die Reise mit der Beagle • Der Wandel der Arten • Survival of the Sexiest • Die Neandertaler von morgen   2 Unterwegs in Raum und Zeit Albert Einstein und die Gesetze der Natur 47 Unstillbare Neugier • Ein neues Weltbild • Die Entdeckung der Raumzeit • Auf der Suche nach der Weltformel   3 Die Bausteine des Kosmos Marie Curie und das Geheimnis der Materie 73 Der mühsame Weg einer Hochbegabten • Die Entdeckung der Radioaktivität • Die Kosten des Erfolgs • Das Geheimnis der Materie   4 Die Welt gerät ins Wanken   Alfred Wegener und die Entdeckung der Plattentektonik 93 Ein Abenteurer der Wissenschaft • Pioniere der Klimaforschung • Wandernde Kontinente • Und sie bewegt sich doch! 5 Ein Staubkorn im Weltall   Carl Sagan und die Abenteuer des Raumschiffs Erde 119 Ein Wunderkind auf dem Weg ins All • Is there anybody out there? • Verantwortung für die Erde • Die Entprovinzialisierung des Denkens   6 Carpe diem Epikur und die Suche nach Sinn 149 Ein Leben im Verborgenen • Die Entdeckung des Individuums • Sinn und Sinnlichkeit • Ein später Triumph   7 Jenseits von Gut und Böse   Friedrich Nietzsche und der Abschied von der Moral 169 Leben am Abgrund • Der Philosoph mit dem Hammer • Jenseits von Gut und Böse • Wege und Irrwege   8 Geschichte wird gemacht Karl Marx und die Entdeckung des Sozialen 199 Sein und Bewusstsein • Das Gespenst des Kommunismus • Das Kapital • Marx und die Marxismen   9 Wir irren uns empor   Karl Popper und die Chancen der offenen Gesellschaft 239 Eine ungewisse Zukunft • Logik der Forschung • Die offene Gesellschaft und ihre Feinde • Die Schwierigkeiten   einer rationalen Debatte 10 Im Lichte der Evolution Julian Huxley und der Mensch der Zukunft 277 Zum Erfolg verdammt • Im Lichte der Evolution • Der evolutionäre Humanismus • Die Herausforderungen   der Zukunft Ausblick: Der Zukunft entgegen Die Menschheit im Anthropozän 317 Planetare Verantwortung • Die neue Achsenzeit   ergänzend > Interview mit Schmidt-Salomon: https://www.philomag.de/artikel/michael-schmidt-salomon-wir-leben-einem-zeitalter-der-halbierten-aufklaerung     zum Autor:   „Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., geboren 1967, ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Er ist häufiger Interviewpartner in Presse, Funk und Fernsehen. Bei Piper erschienen von ihm »Jenseits von Gut und Böse«, »Leibniz war kein Butterkeks« (mit Lea Salomon), »Keine Macht den Doofen«, »Hoffnung Mensch«, »Die Grenzen der Toleranz« sowie zuletzt »Entspannt euch!«. Dass man die Welt nicht nur verschieden interpretieren, sondern verändern muss, hat sich Schmidt-Salomon zu Herzen genommen. So hat er sich im Rahmen seiner Tätigkeit für die Giordano-Bruno-Stiftung als Leiter der „Kampagne für das Recht auf Letzte Hilfe“ für die Aufhebung des „Sterbehilfeverhinderungsgesetzes“ 217 StGB eingesetzt und war als „Sachverständiger Dritter“ bei der mündlichen Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts geladen. Zudem tritt er für die Streichung des Schwangerschaftsabbruch-Paragrafen 218 ein. Neben vielen weiteren Engagements unterstützt er die iranische Protestbewegung sowie die von ihm und Mina Ahadi initiierte Bewegung der Ex-Muslime.“ (Verlagsinformation)
Einordnung für die Bildungsarbeit	Einen Impuls für den Unterricht (Philosophie-, Ethikunterricht ab ca. Klasse 11) gibt dieser Auszug aus dem Interview mit dem Autor zu diesem Buch:   Welchen Beitrag kann die Philosophie in der Zukunft leisten, um das Anthropozän positiv zu reformieren? Braucht es einen neuen Marx oder Popper? Ich würde nicht sagen, dass wir einen neuen Marx oder Popper brauchen, denn die beiden hatten wir ja glücklicherweise schon. Wir können auf dem aufbauen, was sie und was andere geschaffen haben. Was wir aber ganz sicher brauchen, sind Menschen, die das Wesen der Philosophie begriffen haben, nämlich die „Liebe zur Weisheit“. Wir brauchen „Spezialist*innen für den Zusammenhang“, die in der Lage sind, die unzähligen Mosaikstücke der Erkenntnis, die aus den Einzelwissenschaften resultieren, zu einem neuen, stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen. Wichtig dabei ist, dass dies in einer Sprache geschieht, die für möglichst viele Menschen nachvollziehbar ist. Denn das, was alle betrifft, sollte möglichst auch von allen verstanden werden können. Karl Popper hat dies einmal treffend formuliert: „Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen, die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. […] Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann.“  Ich würde mir wünschen, dass noch deutlich mehr Philosophinnen und Philosophen diesem Appell folgen. • (Quelle: Interview mit Schmidt-Salomon: https://www.philomag.de/artikel/michael-schmidt-salomon-wir-leben-einem-zeitalter-der-halbierten-aufklaerung )

Martin Geisz, März 2024