Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


und Religionsunterricht



Buchhinweis














Bibliographische Angaben:

Grube, Axel: Im Paradies wie immer. Eine poetische Philosophie Franz Kafkas. onomato Verlag. Düsseldorf 2023.Mit Audio-Volltextlesung (Über Download-Code, der im Buch enthalten ist. ISBN 978-3-949899-15-7




ZUM BUCH:

Im Jubiläumsjahr 2024 findet FranZ Kafka in vielen Themenzusamenhängen des Sprachunterrichts, aber auch in den Fächern der politischen Bildung und des Ethik, Philosophie- und Religionsunterrichts viel Aufmerksamkeit. In all diesen Fächern sind Texte von Franz Kafka immer wieder als Unterrichtsmaterial im Einsatz. Dieses Buch lenkt schon in seinem Titel das Interesse (auch) auf eine bisher nur wenig beachtete Fragsetellung „Ist Kafka Philosoph?“

Der Autor formuliert: „Als Philosoph ist Kafka bisher nicht in Erscheinung getreten; er selbst hätte sich wohl kaum als ein solcher verstanden. Kann man trotzdem von einer Philosophie, d. h. vom Zusammenhang eines Denkens sprechen, das auch Kafka selbst – spätestens nach Zürau – klar vor Augen stand? Unter Berücksichtigung meist ausgeblendeter Motive erscheint bereits bei einer unkommentierten Sortierung der Zürauer Texte, der Zusammenhang eines Denkens in schöner Sinnfälligkeit. In den Anklängen zur Prosa, nach Hinweisen im Tagebuch und vor allem im Licht der Selbstaussagen über den persönlichen Grund seines Denkens, erscheint eine ungemein hoffnungsvolle Philosophie in poetischer Plausibilität, getragen von einem - von Kafka oft betonten - Glauben“ (S.217). Für den Autor finden sich in den Zürauer Texten Elemente, die ihn letztlich von“poetischer Philosophie Franz Kafkas sprechen lassen1. Er erläutert weiter: „Schon bei einer einfachen Sortierung der Texte aus Zürau, aus Briefen, Tagebuch und Prosa aber, offenbart sich in den gegenseitigen Verweisen, Varianten und Wiederholungen, der Zusammenhang eines Denkens. Schon in einer ersten Zuordnung vermögen die Texte für sich zu sprechen. Neben der philosophischen Perspektive selbst, zeigt sich, dass Kafka sich über den Zusammenhang dieses Denkens durchaus bewusst sein muss“ (S. 21).

Kafka verbindet für ihn „Unabschließbarkeit“ mit „Gewissheit“. „Auf Transformationen mystischer Überlieferung fußend, richtet sich sein Denken - besonders auch im Hinweis auf die ‘erfüllte Zeit’ - vor allem auf die Frage einer ethischen Musikalität und Verantwortlichkeit in einem uneingeschränkt bejahenden und weltzugewandten Geschmack“(S. 11).

Es ergibt sich auch ein weiterer Aspekt, der grundlegend zu „Philosophie gehört“: die Möglichkeiten eines Ethos, der Autor formuliert sogar „Weltethos“ (zu finden z.B. in allen religiösen Traditionen der Welt, für Kafka ein sehr wichtiger Bezugspunkt).



Einordnung für die Bildungsarbeit

Im Philosophie-, Ethik - auch im Religionsunterricht werden Texte (ab etwa Klasse 10) aus Kafkas Veröffentlichungen oft genutzt. Beliebt und besonders gern genutzt werden sie als Aphorismen, die in aller Regel in vielen Themenzusammenhängen unerwartete Impulse für eigenes Denken bieten oder neue Perspektiven eröffnen können.  

Der Autor dieses Buches bringt nun Kafkas Werke im Blick auf eine „poetische Philosophie“ besonders im Rückgriff auf Kafkas „Zürauer Texte“ ins Spiel, natürlich nicht im Sinne „klassischer philosophischer Denkansätze“, sondern als Möglichkeit, Kafka umfassender zu verstehen. Dieser Ansatz zu einer „poetische Philosophie“ zeigt neue (sicher auch kontrovers zu diskutierende) Zusammenhänge und Möglichkeiten.

Für den Unterricht: Weil hier anders (durchaus auch tiefer) in Leben und Arbeit Kafkas geblickt wird, ergeben sich auch neue Zugänge für den Unterricht, wiederum mit unerwarteten Impulsen und Perspektiven und Ansatzpunkten Diskussionen und Auseinandersetzungen). Gibt es eine „übergreifende“ Philosophie Kafkas, sind Aphorismen mit Sicherheit mehr als Impuls- und Perspektivgeber.

> ONLINE_LERNARCHIV PHILOSOPHIE „Franz Kafka“: https://lernarchiv.bildung.hessen.de/sek/philosophie/philosophen/kafka-franz/index.html






Martin Geisz, April 2024



1> Franz Kafka: Die Zürauer Aphorismen. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Roberto Calasso. Beiträge des Herausgebers aus dem Italienischen von Reimar Klein. bibliothek suhrkamp . Berlin 2006. ISBN 978-3-518-22408-3)

Im Internet http://www.kafka.org/index.php?unpub1916_1918