Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen



Buchhinweis


Stichworte:

Philosophie, Anthropologie, Mensch und Gesellschaft, Mensch und Natur












Bibliographische Angaben:

Peter Sloterdijk: Die Reue des Prometheus.  Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung. edition suhrkamp Sonderdruck Originalausgabe. Suhrkamp Verlag AG. Berlin, 2023. ISBN 978-3-518-02985-5




ZUM BUCH:

Jeder Mensch stand und steht in Wechselwirkung mit der Natur. Nach Marx ist „Arbeit“ wesentlicher Faktor . Es kommt der Aspekt hinzu, dass der Mensch dabei auch seinen „Stoffwechsel mit der Natur zu organisieren hat. Sloterdijk formuliert: „Was Marx an dieser Stelle nicht eigens betont, ist die Tatsache, daß die Begegnung von »Kraft« und »Stoff« nicht nur durch die Aktivierung von Armen und Beinen, Köpfen und Händen in Gang gesetzt wird. Zu diesen in der »Leiblichkeit« angelegten »Naturmächten« tritt schon in prähistorischer Zeit ein außerleibliches Agens hinzu, ohne welches der sogenannte »Stoffwechsel mit der Natur« wie bei den anderen Tieren auf einer vegetativen bzw. chemisch-mikrobischen Ebene fixiert geblieben wäre. Das außerleibliche Agens ist das Feuer, der älteste Komplize von homo sapiens bei seinem Ausbruch aus dem Zirkel bloßer Naturbedingungen“ (S.10). Er kommt zu der Feststellung:

So kommt es in moderner Zeit dazu, dass die moderne Menschheit als ein Kollektiv von Brandstiftern gelten kann. „Die moderne Menschheit ist ein Kollektiv von Brandstiftern, die an die unterirdischen Wälder und Moore Feuer legen“ (23).

Kehrte Prometheus heute auf die Erde zurück, würde er seine Gabe womöglich bereuen, schließlich droht nicht weniger als die Ekpyrosis, der Untergang der Welt im Feuer. Die Katastrophe verhindern kann nur ein neuer energetischer Pazifismus.“ ( https://www.suhrkamp.de/buch/peter-sloterdijk-die-reue-des-prometheus-t-9783518029855 S.. 2 -Vortext des Buches)

 

 

Inhaltsübersicht

 

A »Stoffwechsel mit der Natur« 9

B Sklavenarbeit und Arbeit überhaupt 14

C Der Mythos der Freiheit und die pyrotechnische

Zivilisation 20

D Moderne Welt. Die Ausbeutungsverschiebung 37

E Andere Kräfte, andere Feuer 57

Dank 80

 

Leseprobe:

https://media.suhrkamp.de/mediadelivery/asset/62f3aa69f29f460a9735ff09267ebd6f/die-reue-des-prometheus_9783518029855_leseprobe.pdf?contentdisposition=inline

 

Interview mit Sloterdijk zum Buch:

https://www.philomag.de/artikel/sind-wir-alle-pyromanen-herr-sloterdijk

 

zum Autor:

Peter Sloterdijk wurde am 26. Juni 1947 als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Von 1968 bis 1974 studierte er in München und an der Universität Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. 1971 erstellte Sloterdijk seine Magisterarbeit mit dem Titel Strukturalismus als poetische Hermeneutik. In den Jahren 1972/73 folgten ein Essay über Michel Foucaults strukturale Theorie der Geschichte sowie eine Studie mit dem Titel Die Ökonomie der Sprachspiele. Zur Kritik der linguistischen Gegenstandskonstitution. Im Jahre 1976 wurde Peter Sloterdijk von Professor Klaus Briegleb zum Thema Literatur und Organisation von Lebenserfahrung. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte der Autobiographie der Weimarer Republik 1918–1933 promoviert. Zwischen 1978 und 1980 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 1980er Jahren arbeitet Sloterdijk als freier Schriftsteller. Das 1983 im Suhrkamp Verlag publizierte Buch Kritik der zynischen Vernunft zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts. 1987 legte er seinen ersten Roman Der Zauberbaum vor. Sloterdijk ist emeritierter Professor für Philosophie und Ästhetik der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und war in Nachfolge von Heinrich Klotz von 2001 bis 2015 deren Rektor. Quelle: https://www.suhrkamp.de/person/peter-sloterdijk-p-4620

 

 




Einordnung für die Bildungsarbeit

Sloterdijk stellt in diesem Buch eine Grundfrage der „Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung“ über im Unterricht üblicherweise genutze und eingeübten Zugänge hinaus. Er lenkt den Blick auf grundsätzlich anthropologische Aspekte.

Als Gesprächsimpuls (in der Sekundartstufe II) scheint mir eine Interviewantwort des Autors geeignet::

 

Frage:

Sie halten es, wie Sie schreiben, für einen der größten Fehler, dass man den Nationalstaaten bedingungslos den Besitz von Bodenschätzen zubilligte. Stattdessen werben Sie, analog zum Weltkulturerbe, für ein „Weltbodenschatzerbe“ – heißt das, Sie wären im Zweifelsfall dafür, Nationalstaaten zu enteignen? Meinen Sie das richtig ernst?

Antwort P. Sloterdijk:

Das meine ich völlig ernst. Auch der Luftraum über unseren Köpfen kann ja nicht bis in beliebige Höhen nationalisiert werden. Man müsste alle Substanzen, die tiefer liegen, zu einer Art Weltkulturerbe der Mineralien, Erze und fossilen Materien zusammenfassen, in einen Weltbodenschatz-Kataster. Damit würden die auf Dauer unerträglichen Zufälligkeiten der Funde ausgeglichen, es könnte sich ein alternatives Empfinden für Gerechtigkeit und gemeinsamen Reichtum entwickeln. Vor allem würde das Konzept des Gemeinreichtums den wahrhaft bodenlosen Egoismus derer bloßstellen, die den Unterschied zwischen Besitz und Eigentum nicht verstehen.“

(Quelle: https://www.philomag.de/artikel/sind-wir-alle-pyromanen-herr-sloterdijk )




Martin Geisz, März 2023