Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

und Religionsunterricht


Buchhinweis


Stichworte: Weltreligionen, christentum, Kirche












Bibliographische Angaben:

Hans Joas: Warum Kirche? Selbstoptimierung oder Glaubensgemeinschaft.

Verlag Herder. Freiburg 2022.

240 Seiten

ISBN: 978-3-451-39064-7




ZUM BUCH:

Nicht ’Braucht der Mensch Religion?“ ist heute also die akute Frage, sondern „Braucht der religiöse Mensch, brauchen Christen eine Kirche?“ Wäre vielleicht ein freies, d.h. institutionsloses Christentum besser für die Verbreitung der christlichen Botschaft? Verdecken Kleriker und Kirche diese Botschaft, als dass sie ihr helfen? Was würde fehlen - so fragen sich heute katholische Christen - wenn es keine Priester, Bischöfe, Päpste mehr gäbe?“ (S.11). So formuliert der Autor die Fragestellung, die er in den Mittelpunkt stellt, in der Einleitung.

 

Dieses Buch versammelt 10 Aufsätze (Inhaltsverzeichnis: von Hans https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-39064-7/index.html ) Joas zur Kernfrage, die auch so gestellt werden kann: Warum hat das Christentum überhaupt die besondere Organisationsform „Kirche“ hervorgebracht? Ist der christliche Glaube in Gemeinschaft mit anderen Gläubigen eine lebenswerte Alternative zur individuellen Selbstoptimierung?“ ...

H. Joas ist in den in diesem Buch gesammelten Aufsätzen weniger an den aktuell in vielen Zusammenhängen diskutierte Fragen von Kirchenreform (z.B. Rolle von Frauen, Aufhebung des Pflichtzölibats, Reformen zur Verhinderung der ungezählten Missbrauchsfällen ...) interessiert. Er hat religiös-kirchliches Leben im Blick - wie z.B. im Zusammenhang mit seinen Ausführungen im Kapitel „Kirche als Moralagentur“ (S.195 ff). Hier formuliert er: „Wichtiger als eine ausdrückliche oder stillschweigende Akzeptanz der Rolle als Moralagdntur wäre es, wenn in den Kirchen ein anderer, brüderlicher oder geschwisterlicher Umgang auch und gerade mit den unvermeidbaren Differenzenin den politischen Einschätzungen herrschen würde. Die caritativen und diakonischen Leistungen der Kirchen können ebenso wie die Arbeit ihrer Bildungseinrichtungen und Schulen stärkere Wirkung haben als demonstrative politische Präsenz“ (S. 210).

 zum Autor:

 

Hans Joas, Prof. Dr., geb. 1948, Soziologe und Sozialphilosoph, hat nach Promotion und Habilitation in Berlin als Professor unter anderem an Universitäten in Erlangen, Berlin, Erfurt, Freiburg und New York gelehrt. 2012 war er erster Gastprofessor der „Joseph-Ratzinger-Papst-Benedikt-XVI.-Stiftung“ an der Universität Regensburg. Seit 2014 ist er Inhaber der Ernst-Troeltsch-Honorarprofessur an der Berliner Humboldt-Universität. Seit 2000 lehrt er jedes Jahr auch an der University of Chicago, deren Committee on Social Thought er angehört. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, so 2015 den Max-Planck-Forschungspreis und zuletzt (2017) den Prix Paul Ricoeur.“ Quelle: https://www.herder.de/religion-spiritualitaet-shop/warum-kirche-gebundene-ausgabe/c-38/p-24037/

 

Leseprobe: https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-39064-7/index.html (Aufruf 26.4.2022)



Einordnung für die Bildungsarbeit

Die Thematik gehört heute zum Alltag des Religionsunterrichts und der Bildungsarbeit der Kirchen. Hans Joas bietet in seinen Aufsätzen ein breites Spektrum (auch mit Hintergründen) zu dieser Thematik (für Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II).

Vielleicht bietet ein Zitat einen guten Einstieg für eine (auch kontroverse) Diskussion.

In der katholischen Kirche entscheidet traditionell meist letztlich klerikale Macht, und in der protestantischen entgleisen leicht die Kontroversen so, dass ein Unterschied zum Parteienstreit nicht mehr erkennbar wird. Ein anderer Umgang miteinander, wenn der Vorschein dessen, was die Kirchen verkünden, erlebbar wäre,, hätte selbst, da bin ich sicher, missionarische Wirkung“ (S. 210).

 




Martin Geisz, April 2022