Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

und Religionnsunterricht


Buchhinweis


Stichworte: Religion, Religionskritik













Bibliographische Angaben:

Hans Joas: Im Bannkreis der Freiheit. Religionstheorie nach Hegel und Nietzsche. Suhrkamp Verlag. Berlin 2020.ISBN 9783518587584.



ZUM BUCH:

Geschichte der Religion“ und die „Geschichte der politischen Freiheit“ stehen in einem Spannungsverhältnis. Hans Joas nimmt in diesem Buch ganz unterschiedliche Auffassungen, die es zu diesem Spannungsverhältnis in Philosophie, Theologie, weiteren Wissenschaften und der Öffentlichkeit gibt, in den Blick.

Der Ansatz Hegels zur „Synthese von Christentum und politischer Freiheit zusammen mit den kritischen Provokationen Friedrich Nietzsches zu Religion und Moral sind der wichtige Ausgangspunkt des Buches.  

Das „Religionsdenken des 20. Jahrhunderts“ setzt für Hans Joas andere Akzente und hat neue Sichtweisen. Geschichte wird als „zukunftsoffener“ und Freiheit wesentlich „weiter“ verstanden.

Diese neuen Zugänge arbeitet der Autor im Blick auf die Arbeitsergebnisse von sechzehn ausgewählten Autoren heraus (siehe Inhaltsübersicht unten) neue Verständnis von Religion und Freiheit. Er beschreibt sein Vorgehen zu Beginn des Buches: „Das vorliegende Buch hat seinen Ursprung in der Idee, die so entstandenen Porträts wichtiger religionstheoretischer Denker und Gelehrter des zwanzigsten Jahrhunderts und in unserer Zeit zusammenzustellen und durch weitere zu ergänzen. Sie sollten aber nicht nur aneinandergereiht werden,weil dies den Eindruck von Zufälligkeit vermitteln würde, sondern es soll deutlich werden, daß sich hier eine eigene Tradition identifizieren läßt. Zahlreich sind in der Tat nicht nur die Parallelen, die so ins Auge treten, sondern auch die Einflüsse und Querbezüge zwischen den verschiedenen denkerischen Ansätzen. In der Einleitung zum Buch und in den Einführungen zu seinen vier großen Teilen wird der zunächst vielleicht schwer erkennbare Faden, der sich durch die einzelnen Darstellungen zieht, sichtbar gemacht. Das Resultat dieser Bemühungen ist ein Mittelding zwischen Monographie und Aufsatzsammlung. Wenn ein literarischer Vergleich nicht als unpassend erscheint, könnte man sagen, es handle sich bei diesem Buch weder um einen Roman noch um eine bloße Sammlung von Erzählungen, sondern eher um einen Zyklus von Novellen, durch den aber ein ganzheitliches Bild entstehen soll“ (S.9 f.). 

Joas selbst hält im Schlusskapitel des Buches - ausgehend von der Betrachtung der unterschiedlichen über Hegel und Nietzsche hinausgehenden Denkansätze ein entschiedenes „Plädoyer für eine Globalgeschichte des moralischen Universalismus“.

  

Inhaltsübersicht

 

Vorwort

Einleitung: Hegels Freiheitsphilosophie und ein blinder Fleck des heutigen Hegelianismus

Teil I

Ein neues Verständnis von Religion am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts

 

Einführung

Die Selbständigkeit der Religion: Ernst Troeltsch

 Säkulare Heiligkeit: Rudolf Otto

 Evidenz oder Evidenzgefühl?: Max Scheler

Teil II

Säkularisierung und moderne Freiheitsgeschichte

 

 Einführung

 Die Sakralisierung der Demokratie: John Dewey

 Posttotalitäres Christentum: Alfred Döblins Religionsgespräche

 Die Kontingenz der Säkularisierung: Reinhart

Kosellecks Geschichtstheorie

 Die säkulare Option, ihr Aufstieg und ihre Folgen: Charles Taylor

Teil III

Die Suche nach einer anderen Freiheit

 

 Einführung

 Eine deutsche Idee von der Freiheit? Cassirer und Troeltsch zwischen Deutschland und dem Westen

 Verdankte Freiheit: Paul Tillich

 Normenraster und Heilige Schrift, Theonomie und Freiheit: Paul Ricœur

 Kommunikative Freiheit und Theologie der Befreiung: Wolfgang Huber

 

Teil IV

Das Projekt einer historischen Religionssoziologie

 

 Einführung

 Religion ist mehr als Kultur: H. Richard Niebuhr

 Das Christentum und die Gefahren der Selbstsakralisierung: Werner Stark

 Weberianischer als Weber?: David Martin

 Religiöse Evolution und symbolischer Realismus:

Robert Bellah

 Religion und Globalisierung: José Casanova

 

Schluß: Globalgeschichte der Religion und moralischer Universalismus

 

zum Autor:

 

Hans Joas, geboren 1948, ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlinsowie Professor für Soziologie an der Universität Chicago. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hans-Kilian-Preis, dem Max-Planck-Forschungspreis, dem Prix Ricoeur und zuletzt mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen“ (https://www.suhrkamp.de/autoren/hans_joas_2253.html - Aufruf 6.1.2021).




Einordnung für die Bildungsarbeit

Der Blick auf „Religion“ und „Religionskritik“ gehört in Religions-, Ethik- und Philosophieunterricht zu den Standardthemen. Thematisiert werden (klassische) Zugänge von Religionskritikern und u. auch die Zugänge namhafter Philosophen (z.B. Kant, Hegel ...).

Dieses Buch bietet für Studierende und Lehrkräfte einen neuen Blick, der klassische Positionen aufgreift und um wesentliche neue Sichtweisen und Positionen erweitert. In der Konsequenz dies für den schulische Zugang neue Akzente, erweiterte Pespektiven und so neue Ansätze zum Themenfeld „Religion und Religionskritik“.



Martin Geisz, 2021