Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Religionskritik, Christentum, Sexualität, Kirchengeschichte, Anthropologie, Individuum













Bibliographische Angaben:

Karlheinz Deschner

Das Kreuz mit der Kirche
Eine Sexualgeschichte des Christentums
Mit einem Nachwort von Michael Schmidt-Salomon.

Alibri-Verlag. Aschaffenburg. Neuauflage 2021.

738 Seiten. ISBN 978-3-86569-319-8



ZUM BUCH:

Der Alibri-Verlag veröffentlicht das 1974 im Econ - Verlag erschienen Werk in seiner „Deschner - Edition “neu.

Obwohl das Christentum heute geistig beinah bankrott ist, prägt es noch immer entscheidend unsere Sexualmoral, sind die formalen Beschränkungen unseres Geschlechtslebens grundsätzlich noch fast wie im 15. oder 5. Jahrhundert, wie zur Zeit von Luther oder Augustinus.Das aber betrifft jeden in der westlichen Welt, selbst Nichtchristen und Antichristen. Denn noch immer bestimmt, was irgendwelche nomadisierende Ziegenhirten vor zweieinhalbtausend Jahren dachten, die offiziellen Kodices von Europa bis Amerika; besteht ein handgreiflicher Zusammenhang zwischen den Sexualanschauungen der alttestamentlichen Propheten oder des Paulus und der strafrechtlichen Verfolgung von Unzucht in Rom, Paris oder New York. Und vielleicht ist nicht zufällig einer der wortmächtigsten Fürsprecher sexueller Freizügigkeit, der verstorbene Franzose René Guyon, der ein Verbot aller antisexuellen Tabus sowie die Ausrottung sämtlicher Vorstellungen forderte, die geschlechtliche Aktivität mit dem Begriff der Unsittlichkeit assoziieren, Jurist gewesen.“ (S.17) - in diesen einführenden Worten im Vorwort umschreibt Karlheinz Deschner seine grundsätzliche Position zu den Stichworten Christentum, Sexualmoral und Gesellschaft. In einer Einleitung und fünf Büchern mit eigenen Schwerpunkten (siehe Inhaltsübersicht unten) legt Deschner seine Forschungsergebnissen und Thesen vor.

Ausgehend von Quellen, die in der christlich-patriarchalisch geprägten historischen Forschung oft unberücksichtigt blieben, werden u.a. die Erfindung des Zölibats, Folgen der Verdrängung von Sexualität in asketischen Bewegungen und Klöstern zum Thema. Thema werden auch der Zusammenhänge zwischen klerikaler Frauenverachtung und Prostitution, Sadomasochismus der christlichen Religion und auch die Kämpfe um den § 218 und für sexuelle Selbstbestimmung. Missbrauch - System von Duldung und Verheimlichung - hat es schon lange gegeben, Deschner benennt wichtige Zusammenhänge.





Inhaltsübersicht

(ein ausführliches Inhaltsverzeicnis im Netz verfügbar: http://www.alibri-buecher.de/docs/Inhalt319.pdf )



Vorwort



Einleitung – Sakrale Sexualität



Erstes Buch – Die Heraufkunft der Askese



Zweites Buch – Der christliche Ausgangspunkt



Drittes Buch – Die Religiosen



Viertes Buch – Der Klerus



Fünftes Buch – Die Laien



Nachwort von Michael Schmidt-Salomon





zum Autor:

Karlheinz Deschner (1924-2014) studierte Neue deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte an der Universität Würzburg. 1951 promovierte er mit einer Arbeit über Nikolaus Lenau. Nach der Publikation zweier autobiographischer Romane und der vielbeachteten Literaturkritik Kitsch, Konvention und Kunst erschien 1962 Abermals krähte der Hahn – „eine kritische Kirchengeschichte von den Evangelisten bis zu den Faschisten“. Seitdem hat Deschner Essays, Aphorismen, vor allem aber religions- und kirchenkritische Geschichtswerke veröffentlicht. Seine zehnbändige Kriminalgeschichte des Christentums liegt seit März 2013 vollständig vor. Für sein aufklärerisches Engagement und für sein literarisches Schaffen erhielt er unter anderem den Arno-Schmidt-Preis (1988), den Alternativen Büchnerpreis (1993) und als erster Deutscher den International Humanist Award (1993)“.
Quelle: https://www.alibri-buecher.de/Buecher/Kirchenkritik/Karlheinz-Deschner-Das-Kreuz-mit-der-Kirche705.html



Einordnung für die Bildungsarbeit

Dieses Buch bietet zunächst eine auf Quellenarbeit und fachlich qualifizierter Analyse aufbauende Religionskritik mit einem in der Philosophiegeschichte sonst nicht so oft aufgegriffenen Ansatzpunkt: Sexualität des Menschen, „Nutzung“ der Sexualität durch Religion und christliche Kirchen für viele eigenen Interessen, die für Deschner in allen Fällen Persönlichkeit und Rechte des Individuums verletzen und verhindern, dass Menschen sich gemäß ihren Möglichkeiten entwickeln. Das Buch gibt in der Unterrichtsarbeit vielfältige Anlässe für Diskussionen, besonders aber auch für einen Blick auf aktuelle gesellschaftliche (und kirchliche) Entwicklungen, nicht nur im Blick auf die Missbrauchsfälle in den Kirchen. Das Nachwort von Michael Schmidt-Salomon setzt hier wichtige Akzente.




Martin Geisz, Juli 2021