Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Religionsunterricht



Buchhinweis


Stichworte: Reformation, Missionierung, Kirchenmusik










Bibliographische Angaben:


HerausgeberInnen: Görres-Gesellschaft, Christiane Wiesenfeldt und Stefan Menzel: Musik und Reformation – Politisierung, Medialisierung, Missionierung. Reihe: Beiträge zur Geschichte der Kirchenmusik, Band: 23. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2019 . ISBN: 9783506702593






Zum Buch:












Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ging mit einer ‚kulturellen Wende‘ in der Forschung einher. Musik, Literatur, Kunst, Alltags- und Frömmigkeitskultur werden mit wachsender Selbstverständlichkeit als reformationsrelevante Gegenstände behandelt. Der vorliegende Band untersucht zum einen, wie sich Reformationspolitik, konfessionelle Propaganda, Mission und Kolonialisierung in den verschiedenen Künsten und Kulturformen widerspiegeln, zum anderen wie diese Künste und Kulturformen ihrerseits den Prozess der Reformation prägten. Im Zentrum des Bandes steht die Musik, ihr zur Seite stehen theologische, alltagshistorische, literatur- und kunstwissenschaftliche Beiträge.

Die interdisziplinäre und kulturelle Neuorientierung der Reformationsforschung und die Erweiterung des Themenfeldes Musik und Reformation in der Musikwissenschaft erscheinen rückblickend als die entscheidenden Impulse für die Entstehung des vorliegenden Bandes.



Dieses Buch ist das Ergebnis einer dreiteiligen Reihe interdisziplinärer und internationaler Symposien, die im Rahmen des Reformationjubiläums 2017 - von 2014 bis 2016 von der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen und dem Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena unter der Schirmherrschaft der Thüringer Staatskanzlei ausgerichtet wurden.

Themenschwerpunkte:

  • »Reformation und Politik«, war das Symposium »Musik, Reformation und Politik im 16. Jahrhundert« 2014

  • »Reformation – Bild und Bibel«, lautete das Tagungsmotto »Bild, Musik, Text: Konfessionelle Propaganda des 16. Jahrhunderts« 2015

  • »Reformation und die Eine Welt«. Das entsprechende Symposium trug den Titel »Neue Welten: Musik und Konfession im Kolonialzeitalter« 2016

Die Referentinnen und Referenten waren je zur Hälfte Musikwissenschaftlern und Historiker, Theologen, Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker.

Für Religionsunterricht im Blick auf Globales Lernen ist besonders der dritte Schwerpunkt (Missionierung)von Interesse. Die Herausgeber formulieren „Sektion 3, »Missionierung«, trägt dem Umstand Rechnung, dass der Wirkungsradius der Reformation weit über Westeuropa hinaus reichte. Mit dem Aufstieg Spaniens, Englands und den Niederlanden zu Seemächten im 16. Jahrhundert fand das Christentum lateineuropäischen Ursprungs seinen Weg nach Asien, Afrika und in die Neue Welt. Damit einher ging ein bisher zugunsten des 20. Jahrhunderts weitgehend unbeachteter Prozess kultureller Globalisierung, bei dem christliche Religionen, insbesondere aber ihre inner- und außerliturgischen Medien tragende Rollen übernahmen. Einen ersten Schwerpunkt der Beiträge dieser Sektion bildet Afrika. Die Grundzüge des Verhältnisses von christlicher Mission und Kolonialismus werden am Beispiel der sog. Berliner Kongo-Konferenz (1884/85) erläutert. Daran schließen Fallstudien zur Grey Collection der National Library of South Africa und zum Einfluss des Musikethnologen Nicholas Taylor-Ballanta auf die Musikpflege tanganjikanischer Missionsstationen an. Dass der Missionsgedanke nicht nur in den Neuen Welten, sondern auch in Europa das Miteinander der Konfessionen bestimmte, zeigen Beiträge zum Phänomen der Untergrundprotestanten im vorjosephinischen Österreich und zur evangelikalen Idee der Judenmission. Im Anschluss wird Nordamerika in den Blick genommen. Zum einen werden hier Besonderheiten der Ausprägung liturgischer Gesangstraditionen in Neuengland und Nouvelle France aufgezeigt. Zum anderen wird mit der pastoralen Versorgung europäischer Kolonisten in Ebenezer (Georgia) ein weiterer zentraler Aspekt der Missionsarbeit beleuchtet. Dass Missionsprojekte nicht immer machtpolitischen Agenden folgten, sondern auch romantisch motiviert sein konnten, erörtert der abschließende Beitrag zur Japan-Mission des Weimarer Großherzogs Carl Alexander.“ (Vorwort)

Inhaltsübersicht Schwerpunkt Missionierung

Missionierung

- Christliche Mission und Kolonialismus in den Neuen Welten

Von: Ulrich van der Heyden

- Missionsdrucke und mittelalterliche Manuskripte – Wie die Grey Collection in der National Library of South Africa die Kolonisation Südafrikas widerspiegelt

Von: Rebekka Sandmeier

- Der afrikanische Musikforscher Nicholas Taylor-Ballanta und die Musik der deutschen Missionsstationen im Tanganyika der 1920er-Jahre

Von: Anna Maria Busse Berger

- »Umstehen mit dem Mund und nicht mit dem Herzen.« Die Volksmission und die österreichischen Untergrundprotestanten im 18. Jahrhundert

Von: Martin Scheutz

- Luthertum, Judenmission und das beinahe erreichte Weltende

Von: Folker Siegert

- Choral in den Kolonien. Konfessionelle Traditionen liturgischer Musik in Nordamerika

Von: Thomas Schmidt

- Kooperation und Hybridität: Interkonfessionelle und transterritoriale Zusammenarbeit in der landeskirchlichen protestantischen Expansion nach Nordamerika im 18. Jahrhundert

Von: Alexander Pyrges

- Romantischer Kolonialismus um 1900 – Musik und Konfession in Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenachs Japan-Mission

Von: Christiane Wiesenfeldt

Herausgeber:

Christiane Wiesenfeldt ist Lehrstuhlinhaberin, Stefan Menzel wissenschaftlicher Mitarbeiter am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität-Jena.









Martin Geisz, Februar 2020