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Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen
Buchhinweis
Stichworte: Gottesdienst, Musik, Beethoven, MISSA SOLEMNIS, Liturgie, Kult
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Bibliographische Angaben: |
Jan Assmann Kult und Kunst Beethovens Missa Solemnis als Gottesdienst. 2020. 272 S., mit 50 Notenbeispielen. ISBN 978-3-406-75558-3 |
Zum Buch:
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Für Assmann ist Beethovens «Missa solemnis» große Kunst und feierlicher Gottesdienst in einem. „Ich gehe von der These aus, dass Beethovens Missa Solemnis die erste Messkomposition darstellt, die sich nicht nur durch ihre äußere, sondern vor allem auch durch ihre innere Größe von dem liturgischen Rahmen emanzipiert hat, in dem sich die Messe als musikalische Gattung bis dahin seit siebenhundert Jahren entfaltet hatte. Das Besondere einer Messe als musikalischer Gattung besteht darin, dass sie nicht wie Bachs Passionen und Kantaten, Händels und Mendelssohns Oratorien und Brahms’ Deutsches Requiem einen freien, zeitgenössischen Text oder eine frei zusammengestellte Bibeltext-Collage vertont, sondern einen kanonischen, uralten liturgischen lateinischen Text, der dem Gottesdienst nichts hinzufügt, sondern zentral zum Gottesdienst gehört. Sie erfordert daher nicht nur «geistliche Musik», sondern Kirchenmusik im streng liturgischen Sinne. Händels Oratorien oder Bachs Passionen und Oratorien sind geistliche, aber nicht liturgische Musik.“ (S. 12) Beethoven hat den Schritt gewagt, eine Messe - bis dahin nur im Gottesdienst vorstellbar - „als Oratorium aus dem Gottesdienst auszugliedern (unabhängig davon, ob es nun in der Kirche oder im Konzertsaal aufgeführt wird)“(S.13). Dazu ordnet Jan Assmann Beethovens „Missa solemnis“ im Blick auf die ursprüngliche Bedeutung und Wandel christlichen Gottesdienstes her ein. Dazu betrachtet er ausführlich die Entwicklung christlicher Gottesdienste (in seinen einzelnen liturgisch bedeutsamen Teilen) über zweitausend Jahre hinweg vom Ursprung im biblischen Abendmahl über die festen Formen mit mehrstimmigen Gesang im Spätmittelalter bis in die Entwicklungen der Neuzeit hinein. auf diese Überlegungen aufbauend ein Beschreibung und Betrachtung von Beethovens „Missa solemnis“.„Auch noch Beethovens «Missa» war für den liturgischen Gebrauch gedacht, hat diesen Rahmen aber gesprengt, nicht nur durch ihre Länge, sondern vielmehr noch durch ihre ungeheure Intensität.“( https://www.chbeck.de/assmann-kult-kunst/product/30934871). Jan Assmann verdeutlicht mit einem Vergleich aus der Welt der Bildhauerei sein Ergebnis: „Der Moses des Michelangelo steht nach wie vor im Grabmal Julius’ II. in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom und nicht im Museum, und seine Stellung im Kanon der abendländischen Kunst wird der Größe seiner inneren und äußeren Form, den Intentionen seines Schöpfers, seiner Vision weit eher gerecht als seine Funktion als Grabplastik. So ist auch die Musik im Falle großer Komponisten und ihrer rahmensprengenden Konzeptionen aus ihrer gottesdienstlichen Funktion herausgewachsen. Die Missa Solemnis ist dafür vielleicht das früheste und spektakulärste Beispiel und lässt sich Michelangelos Moses an die Seite stellen.“ (S.18)
Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis verdeutlicht die Schwerpunktsetzungen und den Gang der religions- und kulturwissenschaftliochen Betrachtung Jan Assmans.
INHALTSÜBERSICHT1
Vorwort 6.
Die «Kunstwerdung» der Messe
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Martin Geisz, Oktober 2020
1https://www.chbeck.de/assmann-kult-kunst/product/30934871 (Aufruf 5.10.2020)