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und Relgionsunterricht


Buchhinweis


Stichworte: Katholische Kirche, Zölibat







Bibliographische Angaben:



Hubert Wolf : Zölibat. 16 Thesen. Verlag C.H. Beck. München 2019. 190 S.. ISBN 978-3-406-74185-2





Zum Buch:












Katholische Priester sind zur zur Ehelosigkeit verpflichtet – anders als die Geistlichen in den anderen christlichen Konfessionen.

Er wurde und wird als ein Grundpfeiler der kirchlichen Organisation bezeichnet (wenn es auch schon seit Jahrhunderten Ausnahmen auch innerhalb ganzer katholischer Kirchen gibt).

Hubert Wolf problematisiert ganz unterschiedliche Aspekte der Zölibatsverpflichtung, er hinterfragt immer wieder (auch von Päpsten in Lehramtsfunktion) vorgetragene Begründungen (Bibel, Dogmengeschichte, Kirchengeschichte)1. Vor allem wirft er auch einen Blick auf den Zusammenhang von Zölibat und „klerikalem System“. Er formuliert mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den deutschen Bistümern, die dadurch betroffen sind, dass (besonders auch durch den Pflichtzölibat) kaum noch Priester geweiht werden: „Die pastorale Situation hat sich unterdessen drastisch verschlechtert, immer mehr Pfarreien haben keinen eigenen Pfarrer mehr. Die wenigen übrig gebliebenen Seelsorger fühlen sich immer mehr als «pastorale Großunternehmer, reisende Sakramentenspender und Zölibatshalter». Anstatt über die Zulassungsbedingungen zum Amt nachzudenken, suchen die Bischöfe ihr Heil in immer größeren Seelsorgeeinheiten, pastoralen Räumen und katholischen Clustern  – oder in Priestern aus Indien, Polen und Afrika, die aus einem völlig anderen Kulturkreis kommen und selten der deutschen Sprache ausreichend mächtig sind“(S.11).

In seinen Thesen findet er überzeugende Gründe für die Abschaffung des Pflichtzölibats. Die Inhaltsübersicht spiegelt die Gedankengänge.



INHALTSÜBERSICHT



1. DAS TABU IST GEFALLEN 
Priestermangel und Missbrauchsvorwürfe zwingen den Vatikan, über den Zölibat zu reden.

2. DIE SCHWIEGERMUTTER DES PETRUS 
Der Zölibat lässt sich biblisch nicht begründen, denn im Neuen Testament gibt es selbstverständlich verheiratete Bischöfe, Priester und Diakone.

3. ZÖLIBAT IST NICHT GLEICH ZÖLIBAT 
Es wurde zu verschiedenen Zeiten nicht nur ganz Unterschiedliches darunter verstanden, die Vorschriften mussten immer wieder erneuert, modifiziert und gegen große Widerstände durchgesetzt werden.

4. VORCHRISTLICHE URSPRÜNGE 
Die Vorstellung von der kultischen Reinheit des Priesters stammt aus der jüdischen und heidnischen Antike und ist nicht mehr zeitgemäß.

5. JESUS WAR KEIN STOIKER 
Das Ideal des asketischen Priesters geht auf antike Vorstellungen von einem philosophischen Leben zurück und entspricht nicht dem Vorbild Jesu.

6. ÖKONOMISCHE WURZELN 
Die Ehelosigkeit stellte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sicher, dass Geistliche die ihnen unterstellten Kirchengüter nicht an ihre Kinder vererben konnten.

7. FLAGGE ZEIGEN IM GLAUBENSSTREIT 
Der Zölibat diente im konfessionellen Zeitalter zur Abgrenzung von den Protestanten.

8. AUCH PRIESTER HABEN MENSCHENRECHTE 
Die Kritik am Zölibat als Verstoß gegen die Natur radikalisierte die Zölibatsbefürworter seit der Aufklärung.

9. SPRUNG IN ANDERE SPHÄREN 
Weil andere Begründungen nicht mehr zogen, überhöhte Paul VI. den Zölibat spirituell.

10. ES GEHT AUCH OHNE ZÖLIBAT 
In den katholischen Ostkirchen gibt es selbstverständlich verheiratete katholische Priester.

11. IMMER MEHR AUSNAHMEN 
Zum Katholizismus konvertierte verheiratete evangelische und anglikanische Pfarrer empfangen mit päpstlicher Dispens die Priesterweihe.

12. NEUES ZUR SEXUALITÄT 
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gilt die Ehe als Abbild des Bundes zwischen Christus und seiner Kirche und kann kein Hindernisgrund für den priesterlichen Dienst sein.

13. KEIN DOGMA 
Die Lehre der katholischen Kirche ermöglicht jederzeit die Aufhebung des Zölibats.

14. GEFÄHRLICHES VERSPRECHEN 
Die verpflichtende Ehelosigkeit ist ein Risikofaktor im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch durch Priester.

15. GÜTERABWÄGUNG 
Vor die Wahl gestellt, dem Priestermangel abzuhelfen oder den Zölibat beizubehalten, muss sich die Kirche im Interesse der heilsnotwendigen Eucharistie gegen den nichtheilsnotwendigen Zölibat entscheiden.

16. DAS ALTE SYSTEM IST AM ENDE 
Die Abschaffung des Zölibats als Instrument des Machterhalts muss Teil einer grundlegenden Reform des hierarchisch klerikalen Systems sein.



Zum Autor:

Hubert Wolf

Hubert Wolf ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Auszeichnungen: Leibnizpreis der DFG, Communicator-Preis, Gutenberg-Preis




Einordnung für die Bildungsarbeit



In Religionsunterricht und Bildungsarbeit ist „Zölibat“ - wann immer es um die katholische Kirche (in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) geht zu einem Kernthema geworden. H. Wolf legt in seinen 16 Thesen Grundlagenwissen, Fakten und theologische Argumentation vor. Er bringt damit in diesem Buch das Thema auf den Punkt. Dabei liefert gleichzeitig eine Fülle von Ausgangspunkten zu Diskussion, Auseinandersetzungen und Entwicklungen von Zukunftsperspektiven – für Studierende, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler ab ca. Klasse 11.



Martin Geisz, Mai 2019



1Die Ehelosigkeit der Priester wurde mit ihrer kultischen Reinheit begründet. Sie diente dem Schutz der Kirche vor Erbansprüchen legitimer Söhne und später zur Abgrenzung von den Protestanten. Noch von Johannes Paul II. wurde der Zölibat mit Verweis auf Jesus spirituell verklärt.“ https://www.chbeck.de/wolf-zoelibat/product/27871843 (Aufruf 24.7.2019)