Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Antisemitismus, Neonazimus, DDR, BRD







Bibliographische Angaben:

Waibel, Harry:
Die braune Saat
Antisemitismus und Neonazismus in der DDR
Schmetterling-Verlag. Stuttgart 2017.ISBN 3-89657-153-2





Zum Buch:










Seit dem Ende der DDR gab es in den jetzt „neuen Bundesländern“─ relativ zur Zahl der Bevölkerung ─ 2- bis 3-mal mehr rechte Propaganda- und Gewalttaten als ein „alten Bundesländern“ der BRD.

SED und DDR – Offizielle leugneten durchweg die Gefahr von Antisemitismus oder Neonazimus in der Gesellschaft der DDR. Dieses Buch widerspricht dieser auch durchaus von Gesellschaftwissenschaftlern im Westen gepflegten Sicht und verweist darauf, dass auch in der DDR -ebenso wie in der BRD antisemitische und neonazistische Tendenzen sich deutlich sichtbar artikulierten.

Für den Autor geht dies nicht zuletzt auf eklatante Defizite des DDR-Systems im Blick auf Antisemitismus und Neonazismus zurück. Der „Antifaschismus“, der von der SED proklamiert worden war, war gegenüber dem sich immer bedrohlicher ausweitenden antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft blind. Sie vertuschte den latenten und manifesten Antisemitismus mit der Ideologie des Antizionismus. Hinzu kommt, dass als Folge einer nur oberflächlichen Entnazifizierung in der SBZ/DDR ─ ähnlich wie in Westdeutschland ─ die antisemitischen Tendenzen weiter und immer noch wirksam waren.

Der Neonazismus in der DDR bestand aus mehreren Elementen und war ab Mitte der 1980er Jahre für die SED nicht mehr zu beherrschen.
Die Informationen zum Buch stammen großteils aus bisher nicht gesichteten Materialien aus den Archiven des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit, der ehemaligen DDR (BStU), die in der Regel als «geheim» deklariert waren.“1

Beleg sind die in den beiden Kapiteln „Antisemitismus“ und „Neonazismus“ aufgeführten 7.000 mündlichen oder schriftlichen Angriffe von Neonazis bzw. Antisemiten in der DDR, ebenso propagandistische Verherrlichungen des NS -Staates. Hinzu kommen Schmierereien von Hakenkreuzen und SS-Runen auf Straßen, Plätzen und Gebäuden, ebenso über 900 antisemitische Vorfälle. Seit den 1960er Jahren fanden etwa 200 Pogrome bzw. pogromartige Angriffe in über 110 Städten und Gemeinden der DDR statt.



zum Autor:2

Harry Waibel

Harry Waibel, geboren 1946 in Lörrach, lebt in Berlin. Er promovierte 1996 am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin bei Wolfgang Benz und Reinhard Rürup, Coach für wissenschaftliche Abschlussarbeiten und Lehrbauftragter an der Freien Universität Berlin. Bisher erschienen: «Rechtsextremisten in der DDR bis 1989» (1996), «Diener vieler Herren – Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR» (2011), «Rassisten in Deutschland» (2012), «Der gescheiterte Antifaschismus der SED – Rassismus in der DDR» (2014). Ferner: Aufsätze u.a. in «Zeitschrift antirassistischer Gruppen (ZAG)», «Hintergrund. Zeitschrift für kritische Gesellschaftstheorie und Politik», «Jungle World», «Exit-Deutschland», «Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat».




Einordnung für die Bildungsarbeit



Globales Lernen hat immer einen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Dieses Buch rückt für Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II einen Aspekt in den Mittelpunkt, der nicht zuletzt in den Diskussionen um die Wahlergebnisse (der AFD) in den Landtagswahlen 2019 in Sachsen und Brandenburg eine wichtige Rolle spielt.



Martin Geisz,September 2019



1http://www.schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-153-2.htm (Aufruf 11.9.2019)

2http://www.schmetterling-verlag.de/page-17_autor-239.htm (Aufruf 11.9.2019)