Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Philosophiegeschichte, Karl Jaspers, Achsenzeit







Bibliographische Angaben:



Jan Assmann: Achsenzeit Eine Archäologie der Moderne. 2018. 352 S.. ISBN 978-3-406-72988-1






Zum Buch:










Um das 6. Jahrhundert v.Chr. traten in verschiedenen Kulturräumen der Welt unabhängig voneinander Philosophen und Propheten auf, die das bisherige mythische Denken überwanden:

Konfuzius und Laotse in China, Buddha in Indien, Zarathustra in Persien, die Propheten des Alten Israel und die vorsokratischen Philosophen in Griechenland traten im gleichen Zeitabschnitt (ca. 6. Jahrhundert v. Chr.) mit ihren Gedanken und Denkentwürfen in die Öffentlichkeit.

Karl Jaspers prägte für diesen Zeitabschnitt der Philosophie und Geistesgeschichte den Begriff der «Achsenzeit».

Jan Assmann nimmt besonders die Zugänge von Karl Jaspers auf: In diesem Buch möchte ich den Versuch unternehmen, den von Momigliano treffend charakterisierten Begriff der Achsenzeit in gewissem Umfang zu entmystifizieren, indem ich seine Entstehungsgeschichte beleuchte. Aus der von Dieter Metzler und Hans Joas zusammengestellten Liste der über zwanzig Namen habe ich zwölf Protagonisten ausgewählt, die ich als besonders wichtige Stationen des Achsenzeit-Diskurses betrachte“ (S. 22). Er kommt in seiner Arbeit zu einer Einteilung der Verwendung des Begriffes in 3 Phasen: 1771 bis 1945 (die vor-Jaspers’sche Phase) 1945 bis 1949 (Jaspers), eine nach ca. 25 Jahren einsetzende „kulturwissenschaftliche, soziologische und religionswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Jaspers’ klassischer Position“) Die Schwerpunktsetzungen werden auch im Inhaltsverzeichnis (s.u.) deutlich.

Für Assman hält nach den Arbeitsergebnissen seines Buches die strenge Festlegung einer „Achsenzeit“ mit den großen Gemeinsamkeiten einer Entwicklung dieser historischen und geistesgeschichtlichen „Überprüfung“ zwar nicht stand, „aber an das damit verbundene Bestreben, eine eurozentrische Sicht auf die Geschichte zu überwinden, können wir bis heute anknüpfen.“

INHALT

Vorwort
Einführung

ERSTES KAPITEL
 Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron und die Entdeckung der Gleichzeitigkeit (1771)

ZWEITES KAPITEL
Jean-Pierre Abel Rémusat und das I-Chi-Wei des Laotse (1823)

DRITTES KAPITEL
Hegel: Die Zeit wird zum Raum (1827)

VIERTES KAPITEL
Eduard Maximilian Röth und die östlichen Ursprünge der abendländischen Spekulation (1846 /58)

FÜNFTES KAPITEL
Ernst von Lasaulx und die All-Einheit von Gott, Mensch und Geschichte (1856)

SECHSTES KAPITEL
Victor von Strauß und Torney und die Suche nach der Urreligion (1870)

SIEBTES KAPITEL
 John Stuart Stuart-Glennie und das ultimative Gesetz der Geschichte (1873)

ACHTES KAPITEL
Alfred Weber: Die Reitervölker und das «synchronistische Weltzeitalter» (1935)

NEUNTES KAPITEL
Karl Jaspers: Die Achsenzeit als Gründungsmythos der Moderne (1949)

ZEHNTES KAPITEL
Eric Voegelin: ein Abtrünniger des Achsenzeit-Diskurses

ELFTES KAPITEL
Shmuel Noah Eisenstadt und sein Kreis: Die kulturanalytische Wende der Achsenzeit-Debatte

ZWÖLFTES KAPITEL
Robert Bellah oder Achsenzeit und Evolution

Schluss

Anhang
Anmerkungen
Literatur
Register



zum Autor:

Jan Assmann ist Professor em. für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und Professor für allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz. Zahlreiche Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren u. a. in Los Angeles, Wien, Paris, Jerusalem, Oxford und Chicago. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Sigmund- Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2016), dem Balzan Preis (mit Aleida Assmann, 2017) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (mit Aleida Assmann, 2018)1



Einordnung für die Bildungsarbeit

Jan Assman liefert in diesem Buch Basisinformationen, vertiefende Hintergründe und Diskussionsanlässe gleichermaßen.

Achsenzeit“ ist ein Stichwort, mit dem man „Philosophiegeschichte“ in den Blick rücken kann - Ausgangspunkt kann durchaus der direkte Bezug zur Position Jaspers sein.

Ganz unterschiedliche Denkansätze, Entwicklungen in Weltreligionen, Überlegungen zur Bedeutung von „Denken“, „Philosophieren“, „Glauben“ können angesprochen und in Beziehung zueinander gesetzt werden und so zu Ausgangspunkten vertiefenden (auch persönlichen) Weiterdenkens und Perspektivenentwickelns werden.






Martin Geisz, 2019



1https://www.chbeck.de/autor/?authorid=8048