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Buchhinweis


Stichworte: Karl Marx, Philosophie, Religionskritik, Marxismus, Biografie







Bibliographische Angaben:



Heinrich, Michael: Karl Marx und die Geburt der modernen Gesellschaft. Biographie und Werkentwicklung. Band 1: 1818-1841. Schmetterling Verlag. Stuttgart. 1. Auflage 2018. 432 Seiten. ISBN 3-89657-085-4





Zum Buch:












Der Autor formuliert im Vorwort die von Ihm gewählten Schwerpunkte, die er in dieser aufwändigen und sehr gründlich erarbeiteten Biografie von Karl Marx verfolgt. Im ersten Band geht es um Schul- und Studienzeit, in die die Auseinandersetzung mit philosophischen Grundfragen und auch die kritische Beschäftigung mit „Religion“ eine wichtige Rolle spielen: „Um Personenkult soll es hier nicht gehen. Marx wird weder auf ein Podest gestellt noch wird er verdammt. Genauso wenig soll Geschichte, auch nicht die Geschichte der Bildung wichtiger Theorien, auf das Wirken «großer Männer» reduziert werden. Es geht um den historischen Prozess, in dem sich Karl Marx als Person, als Theoretiker, als politischer Aktivist und Revolutionär entwickelte; ein Prozess, in den Marx nicht nur durch die Publikation seiner Analysen und Kommentare eingegriffen hat, sondern auch durch die Gründung von Zeitungen und sein Bemühen um die Umgestaltung von Organisationen wie dem «Bund der Kommunisten» oder der «Internationalen Arbeiterassoziation» …

Der hier vorgelegte erste Band behandelt Marx‘ Jugend in Trier und seine Studienzeit in Bonn und Berlin mit der Doktorarbeit als erstem eigenständigem Werk. In so mancher Marx-Biographie ist dies der Stoff für ein oder zwei kürzere einleitende Kapitel, richtig interessant scheint es erst danach zu werden. Ich hoffe, dieses Urteil widerlegen zu können. Die Bedeutung von Marx‘ Schulzeit, seine dichterischen Versuche, seine Auseinandersetzungen mit Religion und Religionsphilosophie und auch seine Dissertation scheinen mir eine genauere Betrachtung zu verdienen als bislang üblich und erst recht müssen die politischen Prozesse und Debatten im Preußen der 1830er-Jahre in den Blick genommen werden. Dabei will ich keineswegs behaupten, dass diese frühe Phase so etwas wie der Schlüssel zu Leben und Werk sei; es gab noch genug Wendungen, die nicht voraussehbar waren. Trotzdem sind die Erfahrungen und Lernprozesse aus Marx‘ Studienzeit der Hintergrund, vor dem sich sein publizistisches und politisches Wirken der folgenden Jahre abspielt.“ (S. 9 ff.)

Das Inhaltsverzeichnis spiegelt die Konzeption und die ausgewählten Schwerpunkte.


Inhaltsverzeichnis

Vorwort....................................................................................................9

Einleitung: Warum Marx?...................................................................13

1. Eine Überfahrt und ein Buch ...............................................................13

2. Die Chiffre «Marx»................................................................................17

3. Worum geht es?.....................................................................................24


Erstes Kapitel: Die verschollene Jugend ............................................36

1. Was wir sicher wissen ..........................................................................37

2. Trier zwischen Idylle und Pauperismus ...........................................41

Geschichte und kulturelles Leben 43 — Die sozialen

Verhältnisse 47

3. Die Eltern von Karl Marx......................................................................51

Die Stellung der Juden im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts

52 — Familie und Ausbildung von Heinrich Marx 58 —

Die Mutter Henriette Presburg 64 — Die Denkschriften von

Heinrich Marx 69 — Die Taufe 73 — Beruflicher Erfolg

und gesellschaftliche Anerkennung 77

4. Vom «Verfassungsversprechen» über die «Julirevolution»

bis zum «Frankfurter Wachensturm» – politische Zustände

in Deutschland ......................................................................................79

5. Die Trierer Casinoaffären von 1834 und die politischen

Auffassungen von Heinrich Marx.......................................................88

6. Der väterliche Freund Johann Ludwig von Westphalen.................96

Familiärer Hintergrund 97 — Beruf und politische Einstellungen

99

7. Karl Marx im Gymnasium .................................................................105

Preußische Bildungsreformen 105 — Das Trierer Gymnasium

und seine Lehrer 110 — Die Abiturarbeiten – erste Einblicke

in die geistige Entwicklung des jungen Marx 116

8. Bindungen und Anstöße ....................................................................125

Familienleben 125 — Judentum 127 — Jugendfreunde

129 — Dichten, Fechten, Tanzen 133 — Erfahrungen

und Ansichten eines Abiturienten 135


Zweites Kapitel: Aufbruch und erste Krise .....................................138

1. Zwischenspiel in Bonn........................................................................139

Studentisches Leben im frühen 19. Jahrhundert 139 — Universität

und Studium in Bonn 142 — Das Literatur-Kränzchen

146 — Kneipenleben und angebliches Duell 149

2. Jenny von Westphalen .......................................................................155

Kindheit und Jugend 155 — Verlobung mit Karl 161

3. Das erste Jahr in Berlin .......................................................................165

Die Stadt und die Visiten des jungen Karl 165 — Hegel

und

die Berliner Universität 172 — Savigny und Gans 182 —

Juristische und nicht-juristische Studien des jungen Marx 193

Literarische Versuche 198

4. Die erste intellektuelle Krise: Abkehr von der Dichtung

und Übergang zur Hegelschen Philosophie....................................209

Warum hat Marx seine dichterischen Versuche aufgegeben? 211

Hegels Kritik der Romantiker und Marx‘ Übergang zur

Hegelschen

Philosophie 214

5. Auseinandersetzungen mit Jenny und mit dem Vater .................223


Drittes Kapitel: Religionsphilosophie, die Anfänge des

«Junghegelianismus» und Marx‘ Dissertationsprojekte...................235

1. Marx‘ Leben in Berlin 1838–1841.......................................................237

Edgar von Westphalen und Werner von Veltheim 237 — Die

Beziehung zu Jenny und zur Mutter 240 — Finanzielle Probleme

245 — Freunde aus dem «Doctorklubb»: Rutenberg, Köppen,

Bauer 247 — Die politische Entwicklung in Preußen 255

2. Religionskritik im 18. und frühen 19. Jahrhundert.........................258

«Natürliche Theologie» und die Kritik des Offenbarungsglaubens 261

Reimarus, Lessing und der «Fragmentenstreit» 264 — Kants Trennung von Glauben und Wissen 267 — Supranaturalismus,

(theologischer) Rationalismus und Schleiermachers Gefühlstheologie 270

3. Hegels Religionsphilosophie

und die Debatten der 1830er Jahre....................................................273

Das Verhältnis von Religion und Philosophie bei Hegel 273

David Friedrich Strauß und die «Spaltung» der Hegelschen

Schule 279

4. Die Anfänge des «Junghegelianismus»............................................284

Arnold Ruge und die Gründung der Hallischen Jahrbücher 285

Der Streit zwischen Leo und Ruge 290 — Die Ausweitung

der Kampfzone: Ludwig Feuerbachs erste Hegel-Kritiken, das

Manifest gegen die Romantik und die erste offene Kritik an Preußen

293 — Zwischenbetrachtung: Ist die Gegenüberstellung

von «Althegelianismus» und «Junghegelianismus» nur eine philosophiegeschichtliche Konstruktion? 302

5. Bauer und Marx ..................................................................................309

Bruno Bauers spekulative Theologie (1834–1839) 310 — Atheismus

und Evangelienkritik (1839–1841) 315 — Religiöse

Entwicklung und religionsphilosophische Studien des jungen Karl

Marx 320 — Marx‘ Freundschaft mit Bauer 327

6. Marx‘ Dissertationsprojekte...............................................................331

Marx‘ philosophiegeschichtliche Studien und sein erstes Dissertationsprojekt

(1839–1840) 332 — Das Dissertationsmanuskript

340 — Atome und Selbstbewusstsein 342 — Gott

und Unsterblichkeit 350 — Politisch-philosophische Standortbestimmungen

352 — Warum Jena? 359


Anhang

Wie ist biographisches Schreiben heute möglich?

Zur Methodik einer Marx-Biographie...................................................363

1. Kritik der traditionellen Biographik.................................................363

2. Die Debatte um eine «neue Biographik»..........................................368

3. Konsequenzen für eine Marx-Biographie........................................373

Person und Gesellschaft 373 — Leben und Werk, Bedeutungen

und Handlungsspielräume 376 — Form der Darstellung,

Brüche und Kontingenzen der Lebensgeschichte 379 — Historische

Genauigkeit und perspektivischer Charakter jeder Biographie 381


Literaturverzeichnis.................................................................................385

Werkregister Marx und Engels...............................................................410

Personenregister .......................................................................................41



Einordnung für die Bildungsarbeit



Im Philosophie-, Ethik- und Religionsunterricht spielen gerade die in diesem ersten Band der Marxbiografie besonders angesprochenen Schwerpunkte eine wichtige Rolle: Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels und die Religionskritik, die die Ideen Feuerbachs aufnimmt und ganz eigene Schwerpunkte mit Blick auf die Gesellschaft und die gesellschaftliche Funktionen von Religion. Marx Biografie und seine Entwicklung werden aber im Unterricht kaum berücksichtigt.

Dieses Buch bietet hier wichtige Hilfen und gibt vor allem wichtige Impulse dadurch, dass es auch zeitgeschichtliche Hintergründe vermittelt.

Ich empfehle das Buch zur Anschaffung für die Schulbibliothek.



Martin Geisz, Juni 2018