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Religionsunterricht


Buchhinweis


Stichworte: Katholische Kirche, Kirchengeschichte, Apologetik







Bibliographische Angaben:


Manfred Lütz: Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums. Herder Verlag. Freiburg 2018. 288 Seiten. ISBN 978-3-451-37915-4 HERDER 2018





Zum Buch:












Mit diesem Buch will der Autor Ergebnisse eines Buches von Arnold Angenendt „Toleranz und Gewalt . Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“1 2 einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. 3 Der Autor formuliert zu Konzeption und Methode des Buches deutlich: „Es kann also auch hier nur darum gehen, der Skandalgeschichte des Christentums vorurteilsfrei mit dem Skalpell der Wissenschaft zu Leibe zu rücken...“ (S. 14).

In 12 Kapiteln gibt es so einen Gang durch die (Kirchen)geschichte. Dabei werden die Themen aufgegriffen, die nach der Meinung des Autors von vielen als „Skandale“ - mit negativem Blick auf die Kirche und deren leitende Repräsentanten in der Hierarchie wahrgenommen und formuliert werden. Sie finden sich in der Inhaltsübersicht.

Inhaltübersicht

I. Zum Teufel mit der Religion – Judentum, Christentum und Islam: Der Monotheismus als Gefahr für die Menschheit?

II. Die ersten 1000 Jahre – Eine Religion der Liebe begegnet der Gewalt

III. Das Mittelalter und die Kreuzzüge – Von der Erfindung eines neuen Menschen bis zum Ende einer Missgeburt

IV. Sündenfälle – Mittelalterliche Ketzerverfolgung und am Ende die Borgias

V. Die Neuzeit – Alte Probleme, neue Lösungen

VI. Der größte Justizirrtum aller Zeiten – Erstaunliches über die Hexenverfolgungen

VII. Legenden der Indianermission – Was man weiß und was man wissen sollte

VIII. Aufklärung – Woher kommen die Menschenrechte wirklich und wer hat die Sklaven befreit?

IX. Nach dem Blutbad – Die Kirche im 19. Jahrhundert

X. Das 20. Jahrhundert – Christen und Nationalsozialismus, Erbsünde und Euthanasie, die Kirche und die Juden

XI. Skandale am laufenden Band – Was Sie immer schon über das Christentum wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten

1. Frauenemanzipation und Frauenpriestertum – Wie die Christen mit 50 Prozent der Menschheit umgingen

2. Die Kirche, der Zölibat und der Sex – Über ein großes Missverständnis

3. Das Christentum und der Kindesmissbrauch

XII. Das 21. Jahrhundert – Die Krise des Christentums und die Flüchtlinge





zum Autor:

Manfred Lütz, Dr. med. Dipl. theol., Facharzt für Psychiatrie

und Psychotherapie und katholischer Theologe.



Einordnung für die Bildungsarbeit



Das Buch formuliert eine eigene Sicht auf „Skandale der „Kirchengeschichte“, die in Bildungsarbeit aufgegriffen und diskutiert werden kann.

Diese Sicht legt großen Wert auf die „offizielle Kirche“, auf „theologische Äußerungen“, „Lehraussagen“ und präsentiert die Aussagen amtliche und päpstlicher Dokumente (in der vom Autor getroffenen Auswahl). Hinzu kommt, dass Fachleute verschiedenster Fachrichtungen mit ihren Aussagen und Einschätzungen referiert werden. Die historische Realität und Einbindung in die Weltgeschichte mit durchaus auch weltlichen Interessen werden zwar oft benannt, aber nicht genauer ausgeführt. Ziel derDarstellung ist, die römische Kirche zu verteidigen. Diese Betrachtungsweise steht in der Traditon von „Apologetik“, schon lange praktiziert - im theologischen Wissenschaftsbetrieb heute aber eher als problematisch gesehen und eher selten zu finden.

Mir ist aufgefallen, dass es im Buch einen „Zwiespalt“ zwischen der Betonung der Entschuldigung der Päpste für die Schuld, die die Kirche in der Vergangenheit auf sich geladen hat (z.B. im Zusammenhang mit dem Umgang mit Juden auf S. 242) – einerseits - und der Darstellung der Sachverhalte in den entsprechenden Kapiteln des Buches – andererseits - gibt. Eigentlich liegt doch auf der Hand, dass Schuldbekenntnisse und die Bitte um Entschuldigung eine Einsicht in Schuld und die Verantwortung für Handeln in der Vergangenheit bedeuten. Dieser Aspekt kommt sehr kurz.

Der Autor hat seinen wissenschaftlichen Anspruch deutlich formuliert („Es kann also auch hier nur darum gehen, der Skandalgeschichte des Christentums vorurteilsfrei mit dem Skalpell der Wissenschaft zu Leibe zu rücken“ (S. 14)). Diesen Anspruch löst er allerdings – auch mit Blick auf die einfachsten Voraben wissenschaftlichen Arbeitens (wie Zitierregeln, Quellangaben bei Übernahme anderer Positionen, Literaturangaben …) überhaupt nicht ein. Es gibt im Buch kein Literaturverzeichnis, auch kein Namensregister4. Präzise Quellenangaben, die eine Überprüfung und vertiefende Arbeit in Studium und Schule ermöglichen würden, fehlen vollständig. Der Hinweis, dass alles einfach im Buch von Arnold Angenendt zu finden sei (S. 4), entspricht keinerlei wissenschaftlichen (oder schulischen) Ansprüchen – ebenso der Hinweis des Autors „Gewisse Texte sind aus „Toleranz und Gewalt übernommen“, aber völlig neu zusammengestellt“ (S. 4).

Weitere Rezensionen:

http://plus.faz.net/faz-plus/feuilleton/2018-03-23/14daee0daf6e0218b16869cbe6df1abc/

(FAZ 23.3.2018) (Aufruf 5,4,2018)5

http://www.borromaeusverein.de/medienprofile/rezensionen/9783451379154-der-skandal-der-skandale/ (Aufruf 25.03.2018)6

(Borromäusverein)

http://religionsphilosophischer-salon.de/10258_manfred-luetz-neuestes-buch-der-skandal-der-skandale-ein-skandal_religionskritik (Aufruf 25.03.2018)7

(Religionsphilosophischer Salon)



Martin Geisz, März 2018



1Arnold Angenendt „Toleranz und Gewalt . Das Christentum zwischen Bibel und Schwert ISBN-13: 978-3402002155

2Während der Autor klar erklärt, dass er hier vor allem die Arbeitsergebnisse des Kirchenhistorikers möglichst vielen zugänglich machen will, benennt der Verlag diesen unter „Mitarbeit“.

3S.12/ In einem Interview: Frage: „Was hat Sie veranlasst, dieses Buch zu schreiben?

Antwort Lütz: „Über kaum etwas gibt es heute so viel Unkenntnis wie über das Christentum, von Bäumen weiß man inzwischen in der Öffentlichkeit mehr. Sogar die Christen selbst schämen sich meist sicherheitshalber für ihre Geschichte – ohne sie zu kennen. Dabei hat die Wissenschaft in den vergangenen Jahren ganz erstaunliche Ergebnisse erbracht, von denen selbst ich als Theologe nichts wusste. Nun gibt es vom renommierten Kirchenhistoriker Arnold Angenendt das brillante Werk „Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“, allerdings mit 800 Seiten und 3000 Anmerkungen. Deswegen habe ich zusammen mit ihm auf 286 Seiten eine ergänzte leicht lesbare Kurzfassung herausgebracht, die alle gängigen Skandale aus 2000 Jahren Kirchengeschichte enthält: Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverfolgung, das Verhältnis von Christen und Juden bis hin zum Missbrauchsskandal. ...“ https://www.herder.de/religion-theologie-shop/der-skandal-der-skandale-gebundene-ausgabe/c-25/p-12550/

4(übrigens selbst das Buch, das ja nach Aussage des Autors Grundlage ist, wird nicht einmal mit den bibliographischen Daten angegeben)

5Schuld sind stets die anderen“ - Für Manfred Lütz ist die Skandalisierung von Christentum und Kirche selbst ein Skandal. Um das zu belegen, betreibt er mit geliehenen Belegen, Halbwahrheiten und Medienschelte eine peinliche Schönfärberei.“ (FAZ 23.3.2018) (Aufruf 5,4,2018)

6„Skandale treffen eine Religion wie das Christentum, dessen Wurzel ein geschichtliches Ereignis ist, bis ins Mark. Hier zu einer Verteidigung der Geschichte des Christentums anzusetzen ist eine Gratwanderung, ... Dieses Meisterwerk ist dem Theologen und Psychotherapeuten M. Lütz gelungen.“ (Borromäusverein)

7„...nur sollte er bei seinem neusten „Skandal der Skandale“ Buch auch die Karten auf den Tisch legen und sagen: Ich will nun die römische Kirche um allen Preis nach alter apologetischer Art verteidigen und rein waschen.“ (Religionsphilosophischer Salon)