Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Religionsunterricht

und Philosophie lernen


Buchhinweis


Stichworte: Jesus, Dogma, Christus, Religionsgeschichte, Judentum, Christentum










Bibliographische Angaben:


Vermes, Geza: Vom Jesus der Geschichte zum Christus des Dogmas

Aus dem Englischen von Claus-Jürgen Thornton. Insel Verlag. Berlin 2016.

ISBN: 978-3-458-71040-0






Zum Buch:











Der Religionswissenschaftler Vermes, Geza widmet sich einem Thema, das von christlichen Theologen in der Regel im Blick auf die Entscheidung der frühen Konzilien (Nizäa 325), Chalkedon (453) und Konstantinopel (553) her interpretiert wird. In diesen Konzilien wurde in formulierten Glaubensbekenntnissen (Credo) als unbestreitbares Fundament christlichen Glaubens dogmatisch festgelegt, wie Menschheit und Gottheit Jesu zu verstehen ist.


Der Autor formuliert seinen Ausgangspunkt zum Buchtitel „Vom Jesus der Geschichte zum Christus des Dogmas“ in der Einleitung so: „Über vierzig Jahre ist es her, seitdem ich mich erstmals auf das Gebiet der Jesusforschung gewagt habe, ein Unternehmen, das von Jesus the Jew (dt.:Jesus der Jude) , gekrönt wurde. Nach der Publikation von zwölf weiteren Büchern zum Thema kam mir der Gedanke, die Reihe mit einem ganz andersartigen Werk abzurunden: einem Versuch, die historischen Verbindungslinien zwischen Jesus, wie er in seiner galiläisch-charismatischen Umwelt dargestellt wird, und dem ersten Ökumenischen Konzil von Nizäa im Jahr 325 n.Chr.zu skizzieren, das feierlich seine Göttlichkeit zum christlichen Dogma erhob. Bei diesem Unterfangen, dem Entwicklungsbogen nachzuspüren, werde ich besonderen Nachdruck auf die Frage legen, wie Jesus und das aufkommende palästinische Christentum durch das charismatische Judentum geprägt wurden. Genauso wichtig zu beachten ist der Einfluss, den die hellenistische Gedankenwelt und Mystik auf die frühen Gemeinden ausübten, die innerhalb weniger Jahrzehnte nach der Kreuzigung in Sprache und Denken weitgehend griechisch wurden. Diese Tendenz setzte mit Paulus und dem Vierten Evangelium ein und war ab dem zweiten Jahrhundert für die Einwirkung platonischer Philosophie auf die Formulierung christlich-theologischer Vorstellungen verantwortlich. Den letzten, entscheidenden Anstoß gab Kaiser Konstantin, der Druck auf die Bischöfe des Konzils von Nizäa ausübte und sie zwang, die Folgen ihres nicht enden wollenden religiösen Streits für den inneren Frieden des römischen Staates zu bedenken“ (S.11).


Das Denken der Theologen der ersten Jahrhunderte (Kirchenväter) unterschied sich für den Autor erheblich von der Predigt der Apostel – die sich in ihrer Verkündigung zunächst an die Juden und dann an die Nichtjuden wandten. Den vom Hellenismus geprägten Heidenchristen „ ging es vor allem um die Rolle Christi bei der Erlösung der Menschheit, um seine überirdische Präexistenz, was seine göttliche Hervorbringung vor der Zeit und seine Schöpfungsmittlerschaft für den Kosmos vor Anbeginn der Geschichte erforderte. Das Denken der Kirchenväter unterschied sich von dem Jesu ganz erheblich. Die Hauptaufgabe, die der Prophet aus Nazareth seinen galiläischen Jüngern auferlegte, war das Streben nach der Gottesherrschaft in der Unmittelbarkeit des Hier und Jetzt. Bis zum frühen vierten Jahrhundert war das von ihm gepredigte praktische, charismatische Judentum in eine intellektuelle Religion umgewandelt, die vom Dogma bestimmt und gelenkt wurde“ (S. 15)


Die Schwerpunkte dieser Darstellung vom „Jesus der der Arbeit spiegelt das Inhaltsverzeichnis.



INHALT


Einführung


  1. Charismatisches Judentum von Mose bis Jesus

  2. Die charismatische Religion Jesu

  3. Das charismatische Frühchristentum

  4. Das Christentum des Paulus

  5. Das johanneische Christentum

  6. Didache und Barnabasbrief

  7. Die Apostolischen Väter

  8. Apologeten und Theologen des zweiten Jahrhunderts

  9. Drei Säulen der Weisheit

  10. Nizäa

  11. Vom Charisma zum Dogma –aus der Vogelperspektive betrachtet

Nachwort


Zum Autor:

Geza Vermes (1924-2013), Religionshistoriker und Judaist. Schwerpunkte des renommierten Oxforder Professors: das antike Judentum (besonders Qumran) und die Jesusforschung.






Einordnung für die Bildungsarbeit



Das Buch stellt sich der jüdischen Geschichte, der Geschichte des christlichen Glaubens und theologisch dem Kern christlichen Glaubens. Es arbeitet mit den Methoden der Religionsgeschichte und kommt so auch ins Gespräch mit (christlicher) Theologie, die nicht nur Geschichte in ihren vielfältigen Zugängen , sondern besonders (auch) der Entfaltung von Glaubensinhalten und auch den grundlegenden christologischen Dogmen, wie sie z.B. von den Konzilien formuliert wurden, verpflichtet ist.

Das Buch bietet für den Religionsunterricht eine Fülle von nicht unbedingt in Unterrichtsmaterialien und Schulbüchern zu findenen Zugängen und gleichzeitig auch viele Ansatzpunkte für kontroverse Diskussionen (Studierende, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler in Religionskursen der Abschlussklassen der . Sekundarstufe II).




Martin Geisz, Februar2017