Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

Buchhinweis


Stichworte: Anthropologie, Psychologie, Psychoanalyse







Bibliographische Angaben:



Isabelle Meier: Komplexe und Dissoziationen. Weiterentwicklung von Theorie und Praxis der Analytischen Psychologie. Brandes & Apsel Verlag Frankfurt. 1. Aufl. 2017 188 S., ISBN 9783955581947





Zum Buch:












Ein Komplex ist wie eine Schlucht in der Persönlichkeitslandschaft, manchmal tiefer, manchmal weniger tief. Der betroffene Mensch fällt durch einen aktuellen Auslöser ungewollt und und reflexartig in sie hinein und muss sich jeweils mühsam wieder herausarbeiten. Wenn der Betroffene gelernt hat, die Schlucht bereits von weitem zu sehen und den Auslöser kennt, kann er oder sie an der Kante stehenbleiben statt hineinzufallen“ (S. 16). So formuliert die Autorin in ihrer Einleitung. Aus diesem kurzen Zitat wird deutlich, dass es beim Thema dieses Buches nicht nur um theoretische Grundlegung und Differenzierung, sondern um Menschenschicksale geht, vor allem auch darum, Krisen zu erkennen und letztlich ein Stück weit zu bewältigen.



Der Verlag formuliert im Webauftritt zum Buch: „Der Komplexbegriff gehört zum alltäglichen Wortgebrauch. Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland attestiert James Bond einen »Mutterkomplex«, auch Angelina Jolie soll einen haben. Daneben gehören Begriffe wie »Minderwertigkeitskomplex« oder »Autoritätskomplex« zum üblichen Sprachgebrauch. Seit C. G. Jung den Komplexbegriff Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat, konnte er sich im kollektiven Bewusstsein etablieren.“

Die Autorin legt eine wissenschaftliche Übersicht zum Problemzusammenhang vor. Sie geht vomm Beginn der Verwendung der Begriffe bei Freud, Breuer und Jung und reicht bis in die gegenwärtige klinische Arbeit reicht. Dabei verbindet sie die Komplex­theorie von Jung mit der aktuellen Dissoziations­forschung und Neurobiologie. Die Bedeutung und Relevanz von Komplexen für die psychotherapeutische Praxis und wissenschaftliche Theoriebildung und darüber hinaus für die Bewältigung des Alltags.

Meier, Isabelle Isabelle Meier, Dr. phil., Psychologin, Analytische Psychologie nach C. G. Jung und katathym -imaginative Psychotherapeutin, führt eine eigene Praxis in Zürich. Sie ist Dozentin, Lehranalytikerin und Supervisorin am ISAPZURICH (Internationales Seminar für Analytische Psychologie in Zürich) und seit 2012 dessen Co-Präsidentin. Zu ihren Veröffentlichungen zählen verschiedene Artikel in Zeitschriften und Buchpublikationen, u. a. in Seele und Forschung (2006). Sie ist in der Kernredaktion der Zeitschrift Analytische Psychologie (Brandes & Apsel) tätig. (Information auf der Website





Einordnung für die Bildungsarbeit



Was ist der Mensch?“ hat Kant als eine der Grundfragen der Philosophie formuliert. Zu denen, dies diese Grundfrage nachhaltig zu beantworten versuchen, gehören die Vertreterinnen und Vertreter der Psychoanalyse mit vielfältigen „Grundansätzen“. Das Interesse am Menschen, seinem Wesen, den bestimmenden Grundlagen seiner Existenz ist auh hier „Hauptgegenstand“ und wird bis heute von vielen Philosophen (und auch vom Philosophieunterricht) häufig aufgenommen und in die philosophische Diskussion einbezogen.

Dies gilt für mich auch für die Arbeitsergebnisse dieses Buches.

Gerade im Bildungsbereich – z.B. in den Bemühungen um „Philosophie – lernen“ kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Was kann den Menschen (angesichts seiner - auch psychischen Dispositionen) freies Denken und ein glückliches Leben ermöglichen. Dieses Buch gibt für Studierende, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Kursen der Sekundarstufe II auch in den versuchen zur Beantwortung dieser Frage vielfältige Informationen und Impulse.

Martin Geisz, März 2017