Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie lernen

Buchhinweis


Stichworte: Hannah Arendt, Philosophie, Demokratie







Bibliographische Angaben:

Hannah Arendt – Die Freiheit des Denkens. Philomag-Sonderheft. 2016 Bezug: Zeitschriftenhandel und unter http://philomag.de/heftbestellungen/





Zum Buch:












"Kein Denker kann besser dabei helfen, diese Demokratiemüdigkeit zu begreifen, als Hannah Arendt, und zwar gerade weil sie ein Leben lang hinsichtlich der repräsentativen Demokratie in souveränen Nationalstaaten eine gesunde Skepsis an den Tag legte."1

Hannah Arendt ist eine der großen Philosophinnen und Publizistinnen des 20. Jahrhunderts – gleichzeitig immer eher Außenseiterin geblieben. Ihre Themen sind immer noch aktuell - die Ursprünge politischer Gewalt, Totalitarismus, die Unbegreiflichkeit des Bösen, die Menschenrechte von politisch Verfolgten und Flüchtlingen, der Sinn der Arbeit sind auch heute noch nicht erledigt.

Das Heft bietet ausgewählte Texte von Hannah Arendt sowie die zentralen Einsichten ihrer Philosophie und deren aktuelle Bedeutung - in Beiträgen, Essays und Interviews von und mit Bettina Stangneth, Susan Neiman, Daniel Cohn-Bendit, Gesine Schwan, Volker Gerhardt, Rahel Jaeggi, Roger Berkowitz, Enzo Traverso, Antonia Grunenberg, Stefania Maffeis


Aus dem Inhalt:
DENKEN OHNE GELÄNDER - Editorial von  Catherine Newmark

DENK-BEZIEHUNGEN


MARTIN LEGROS schreibt Arendts Biographie als Geschichte ihrer Freundschaften. Ihr Schüler und Freund LEON BOTSTEIN erinnert sich an ihre Wirkung den USA - und die ergreifende Totenrede ihres lebenslangen Freundes HANS JONAS beschwört ihr "Genie der Freundschaft".

FLUCHT, JUDENTUM, MENSCHENRECHTE.


STEFANIA MAFFEIS schreibt die Geschichte von Hannah Arendts frühem Exil in Paris als eine Geschichte des Nachdenkens über das Außenseitertum und die renommierte Professorin der Yale University SEYLA BENHABIB setzt sich mit Arendts pointierter Kritik der Menschenrechte, die Flüchtlinge nicht schützen, auseinander.

TOTALITARISMUS


ANTONIA GRUNENBERG erklärt im Gespräch die Hintergründe von Arendts Analyse und erläutert die von ihr herausgearbeiteten totalitären Elemente, die als grundlegende Gefahren für moderne Demokratien weiterwirken können. Der Historiker ENZO TRAVERSO skizziert die Karriere des Kampfkonzeptes Totalitarismus und reflektiert seine Anwendbarkeit auf heutige Phänomene kritisch.
Zitat:
"Man spricht viel vom Totalitarismus des IS, doch die große Aktualität   des arendtschen politischen Denkens besteht meiner Ansicht nach   darin, die Migranten als die Parias des 21. Jahrhunderts zu sehen." - Traverso
VITA ACTIVA
BÉRÉNICE LEVET zeigt, wie  Arendt als eine der ersten nicht die Sterblichkeit des Menschen, sondern seine "Gebürtlichkeit" als zentrales Faktum begriff. Die Aufteilung der menschlichen Tätigkeiten in Arbeiten, Herstellen und Handeln, der Arendt großes Gewicht beimisst, beleuchtet RAHEL JAEGGI im Gespräch kritisch mit Blick auf die heutige Frage nach dem Sinn unseres Tuns und unserer Arbeit.

DAS BÖSE


SUSAN NEIMAN legt dar, warum für sie Arendts Buch der "größte philosophische Entwurf einer modernen Theodizee" ist. Die Philosophin und Historikerin BETTINA STANGNETH stellt klar, wie sehr sich Arendt in der Person Eichmanns getäuscht hat.

POLITIK, MACHT, ÖFFENTLICHKEIT

Der amerikanische Philosoph ROGER BERKOWITZ analysiert mit Arendt die sich gegenwärtig stetig steigernde Krise der repräsentativen westlichen Demokratien. Der deutsch-französische Politiker und Umweltaktivist DANIEL COHN-BENDIT erzählt, wie das politische Denken seiner Generation von Hannah Arendt mit-beeinflusst wurde. Und im großen abschließenden Dialog betonen die Politikerin und Politikwissenschaftlerin GESINE SCHWAN und der Philosoph VOLKER GERHARDT, wie nötig wir Hannah Arendts Ideen der gemeinsamen Handlungsmacht und der öffentlichen Kommunikation heute hätten.

Weitere Informationen: http://philomag.de/hannah-arendt-die-freiheit-des-denkens/





Einordnung für die Bildungsarbeit



Hannah Arendt gehört unmittelbar zur Philosophiegeschichte, aber auch zur Auseinandersetzung um Demokratie in Theorie und Praxis des 20. Jahrhunderts. Nicht nur ihre Beziehung zu Heidegger, ihre Kontakt mit Karl Jaspers, sond auch ihre Bedeutung in der nach dem 2. Weltkrieg sich entwickelnden politischen Bildung wären hier zu nennen.

Diese Buch bietet einen Zugang zu Ihrem Denken und ihren Positionen, der für Studierende, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler (ab Klasse 12) direkt einsetzbar ist und viele Positionen für eigenes Weiterdenken, aber auch zur kontroversen Diskussion bietet.



Martin Geisz, Juni 2016



1 (Zitat aus dem Artikel von Berkowitz)