Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Globales Lernen und Philosophie-lernen


Buchhinweis


Stichworte: Netz, Internet, Anthropologie







Bibliographische Angaben:



CATARINA KATZER: CYBERPSYCHOLOGIE Leben im Netz: Wie das Internet uns ver@ndert. dtv – premium. München 2016. ISBN 978-3-423-26092-3





Zum Buch:














Der virtuelle Raum (des Internet), der „Cyberspace“, gehört inzwischen zum Alltag. Man nutzt es als Informationsquelle, Marktplatz, zur Kommunikation in verschiedenen Formen, als Chatroom, als Gesprächsforum, stellt neue Inhalte „online“… . Berufsalltag, Alltagsleben und Freizeit sind gleichermaßen betroffen. Dies bedeutet, dass nahezu unser vollständiges Denken, Verhalten und Planen betroffen sind.

Dieses Buch stellt sich dem Problem und versucht Hintergründe und Folgen zu bearbeiten. Die Autorin formuliert in der Einleitung: „Wir müssen diese verschiedenen Welten und Wahrnehmungsebenen informationstechnisch verarbeiten, den ständigen Perspektivwechsel zwischen den virtuellen Räumen und unserer physisch erlebbaren Welt sowie die Tatsache, dass wir online anonym, entkörperlicht, ohne echte physische Anwesenheit handeln. Doch was heißt es für uns, wenn wir kaum mehr bewusst Online-Pausen einlegen, ständig on sind und den ganzen Tag zwischen den verschiedenen Erlebnisräumen hin und her switchen? Je mehr wir den Cyberspace nutzen, umso wichtiger wird die Frage nach den Konsequenzen dieser virtuellen, medialen Veränderungen für die eigene Selbstwahrnehmung, die Gestaltung von Privatleben und Partnerschaft, die Erziehung unserer Kinder, aber auch den beruflichen Alltag und die gesamtgesellschaftliche Verortung. Können wir noch klar zwischen den verschiedenen Tätigkeitsfeldern in der Online- und Offline-Welt unterscheiden? Warum fällt uns z.B. die Trennung von Privatheit und Öffentlichkeit im Netz so schwer? Wiegen wir uns in trügerischer Sicherheit, weil wir glauben, Intimität gar nicht mit der Allgemeinheit zu teilen, sondern »nur« mit unseren selbst gewählten Facebook-Freunden? Und wie kommt es, dass uns die Zeitwahrnehmung online einen Streich spielt und der Rhythmus des Internets sogar zur Droge werden kann? Gewöhnen wir uns zudem an Gewalt und Tod? Weil die ganze Welt der Kriege, Konflikte und Gewalttaten so gut auf unseren kleinen Bildschirm passt? Oder kann uns das Internet in Lebenskrisen sogar helfen? Lassen sich online womöglich unsere Kommunikationsprobleme mit anderen Personen besser lösen als face to face? Und können wir über das Netz sogar mehr Selbstsicherheit und soziale Kompetenz erlangen?“ (S. 10f.)


Das Inhaltsverzeichnis gibt einen Einblick in die Themenschwerpunkte des Buches.



Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1 Das Internet als neues Koordinatensystem für unser Handeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Bewusstsein: Was der ständige Perspektivwechsel zwischen Real Life und Cyberspace für uns bedeutet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Falsche Fährten: Wie kommt es zu digitalen Wahrnehmungsfehlern, Netz-Naivität und virtueller Fremdbestimmung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Privatheit: Warum können wir Intimsphäre und Öffentlichkeit digital so schwer trennen?. . . . . . . 31 Zeitgefühl: Was geschieht, wenn uns die interaktive Zeitwahrnehmung einen Streich spielt und der Rhythmus des Internets zur Droge wird?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Selbstwahrnehmung: Was passiert, wenn Geist und Körper plötzlich in unterschiedlichen Aktionsräumen agieren?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70



2 Netzeffekte Was online mit unseren Gefühlen, unserem Denken und unserem Verhalten passiert. . . . . 75

Empathielos und grausam: Wie kommt es zum Verlust menschlicher Gefühle im Netz und zur Verrohung im öffentlichen und privaten Diskurs?. . . . . . . . . . . . . 76 Virtueller Voyeurismus: Warum wir so leicht zu Online-Zuschauern und Netz-Gaffern werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Denken und Vergessen: Wenn Google zu unserem neuen Gedächtnis wird. . . . . . . . . . . . . . . 111 Im Sumpf von Wikipedia und Co: Warum das Netz unser Gehirn müde und uns selbst krank machen kann. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Gier und Geld: Welche Netzeffekte uns immer gieriger machen und in die Irre führen. . . . . . . . . . . . . 149 Enthüllungsmedium: Weshalb das Internet zu einem Spagat zwischen Moral, Rechtsbruch und virtuellem Heldentum führt . . . . . . . . . . . . 162 Die Inflation visueller Nachrichten: Wenn der Krieg gar nicht mehr so schlimm ist. Zwischen emotionaler Abstumpfung, Bürgerjournalismus und Gesellschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

3 Das Internet als virtuelle Bühne. . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

Online-Identität und Alltags-Ich: Wie der Cyberspace zum idealen Ort für Selbstdarstellung und Selbstinszenierung wird . . . . . . . . . . . 204 Tracke mich, dann bin ich: Wie OnlineEitelkeit, Selbst-Obsession und Ich-Kultur uns manipulieren können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Netzleben zwischen Fantasie und Wirklichkeit: Warum soziale Netzwerke uns den Blick vernebeln können. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Zusammen sein und doch allen: Weshalb soziale Netzwerke auch die Illusion von Gemeinschaft vermitteln können. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 Lovenomics: Was geschieht, wenn die Internet- ökonomie die Emotionen dominiert?. . . . . . . . . . . . . . 272

4 Wege aus der Netzfalle Wie wir zu kompetenten Cybernauten werden. . . . . . . 285

Überleben im Internetdschungel: Wie neue Denkmuster und Bewältigungsstrategien uns helfen können, Ohnmachtsgefühle zu vermeiden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Soziales Versagen im Netz muss nicht sein: Wie wir lernen, zwischen Illusion und Wirklichkeit zu unterscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Voyeurismus und Selbstkritik: Warum wir eine neue Medienethik brauchen . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Menschliche Stoppschilder gegen die Enthemmung: Was nationale Politik und Gesetze nicht leisten können, müssen wir selbst übernehmen . . . . . . . . . . . 301 Vom Netz-bestimmten Menschen zum Menschbestimmten Netz: Wie soll unsere digitale Zukunft aussehen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . 305

Anmerkungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317

Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Leseprobe: http://www.dtv.de/special/leseprobe/2396/ (24.2.2016)


Am 26. Januar 2016 war Catarina Katzer zu Gast beim Kulturgespräch auf SWR2:  Link


Zur Autorin:


Catarina Katzer ist Volkswirtschaftlerin und Sozialpsychologin. Sie arbeitet als Expertin für Kommissionen des Europarates, des Deutschen Bundestages sowie für Regierungsinstitutionen im In- und Ausland. Homepage:   www.chatgewalt.de






Einordnung für die Bildungsarbeit



In der Schule nutzen alle das Netz mit seinen vielen Möglichkeiten. Beddingungen, Hintergründe, Folgen des Konsums werden im Unterricht allerdings nur wenig reflektiert – wenn es geschieht, dann eher zur Vermeidung von Plagiaten, bisweilen im Blick auf die Thematik „Cybermobbing“ (vor allem unter Schülerinnen und Schüler), bisweilen auch mit dem Aspekt „Verbraucherbildung“. Catarina Katzer thematisiert in ihrem Buch Grundlegendes, im Blick auf soziale und anthropologische Zusammenhänge. Ich empfehle das Buch - auch zur kontroversen Diskussion - für Studierende, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II (vor allem in Kursen „Gemeinschaftskunde“ und „Philosophie/Ethik“.



Martin Geisz, 2016