Materialien „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ - Philosophie-lernen


Buchhinweis


Stichworte: Existenz, Glück und Unglück, Philosophiegeschichte







Bibliographische Angaben:


Frédéric Lenoir: Über das Glück. dtv premium. Aus dem Französischen von Elisabeth Liebl. Deutsche Erstausgabe. 208 Seiten. ISBN 978-3-423-26074-9



Zum Buch:












Die Frage nach Glück und Unglück steht im Zentrum menschlicher Existenz. Glück und Unglück sind so auch seit jeher Thema in der Philosophie. Dieses Buch macht Glück zum Thema. Der Autor begibt sich auf eine „philosophischen Reise“, hat aber im Blick, dass nicht allein Glück Philosophie zum Thema macht. „... Glück hängt auch von den Gesetzen des Lebens und dem Wesen des Menschen ab, und in diesen Bereichen kann man mit der klassischen philosophischen Reflexion ebenso zu Antworten gelangen wie mit den naturwissenschaftlichen Ansätzen der Psychologie, Soziologie, Biologie oder Kognitionswissenschaft. Und wenn der Philosoph des 21. Jahrhunderts zu diesem Thema etwas zu sagen weiß, das die großen Denker der Vergangenheit nicht gesagt haben so liegt dies nicht zuletzt daran, dass er seine Überlegungen auf die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaften stützen kann. Außerdem kann er die verschiedensten Wissenssysteme nutzen, auch die der ältesten Denker, denn wir haben heute das Glück, das Weisheitswissen der großen Weltkulturen zu kennen. Pythagoras, Buddha und Konfuzius hätten sich sicher einiges zu sagen gehabt, da sie Zeitgenossen waren, doch zu diesem hochinteressanten Gespräch konnte es aufgrund geografischer und sprachlicher Barrieren nie kommen. Heute allerdings können wir einen solchen Dialog inszenieren, da wir ihre der Nachwelt überlieferten Texte miteinander vergleichen können.“1

Philosophiegeschichte könnte man auch entlang der Fragestellungen und Antworten zu dieser Frage schreiben. Das Buch geht aber einen anderen Weg, den der Autor so beschreibt: „Daher möchte ich dem Leser eine philosophische Reise in diesem weiteren Sinne vorschlagen. Unser Weg wird dabei nicht linear verlaufen. Er folgt keiner chronologischen Ordnung, weder im Hinblick auf die Autoren noch auf die Denkansätze, das wäre nämlich ausgesprochen konventionell und langweilig. Vielmehr handelt es sich um einen sehr lebendigen Weg voller Unterbrechungen und praktischer Beispiele, in dessen Verlauf der Leser sowohl die psychologische Sicht der Dinge als auch die jüngsten Erkenntnisse der Naturwissenschaften kennenlernen wird. Bei seiner Auseinandersetzung mit Fragen und Formen des Lebens oder auch geistigen Übungen wird er begleitet von den Großen der Vergangenheit, von Buddha zu Schopenhauer über Aristoteles, Dschuang Dsi, Epikur, Epiktet, Montaigne und Spinoza. Denn diese haben Wichtiges beigetragen zu der ewigen Suche nach der Praxis des glücklichen Lebens.“2 In dieser Darstellung und Problembehandlung schimmert im wieder auch der Bezug zu unserer persönlichen Frage nacch Glück und Unglück durch. 3





zum Autor:

Frédéric Lenoir (geboren 1962) ist Schriftsteller, Philosoph, Religionskritiker und einer der renommiertesten Soziologen Frankreichs. Von 2004-2013 war er Herausgeber des Magazins Le Monde des Religions‹.




Einordnung für die Bildungsarbeit



Glück und Unglück werden in der Schule immer wieder zur Sprache kommen. Sie sind darüber hinaus Unterrichtsthema im Philosophie -, Ethik-und Religionsunterricht. Dieses Buch bietet einen Zugang zum Thema, der so in Lehrbüchern nicht gegangen wird. Einerseits präsentiert es durchaus philosophische Positionen, stellt aber darüber hinaus systematische Bezüge her und gibt z.B. in den Kapiteln „Kann man ohne andere Menschen glücklich sein?“ - Individuelles und kollektives Glück“ - „Macht die Suche nach Glück unglücklich?“ für Studierende, Lehrkräfte und SchülerInnen der Sekundarstufe II) starke Impulse für (auch) kontroverse Diskussionen.







Martin Geisz, September 2015


1S. 9f

2S.12

3 Der Autor formuliert: „Ganz sicher lässt es sich gut, ja sogar einigermaßen glücklich leben, auch wenn man sich die Frage nach dem Glück und wie man es herbeiführt oder vermehrt, erst gar nicht stellt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn man in einer wohlgeordneten Welt lebt, wo das persönliche Wohlbefinden kaum je infrage steht, wo man sein Glück aus den zahllosen Augenblicken des Alltagsleben bezieht, weil man seinen Platz und seine Rolle in der Gesellschaft kennt, zu der man gehört, und wo man das eigene Päckchen Leid ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert. Millionen Menschen haben so gelebt und wer den in traditionellen Strukturen so weiterleben. Davon kann man sich problemlos überzeugen, wenn man ein bisschen in der Welt herumkommt. In unseren modernen Gesellschaften aber funktioniert das schon anders: Unser Glück ist nicht direkt an die »unmittelbaren Gegebenheiten« des täglichen und sozialen Lebens geknüpft. Wir erstreben es vielmehr, indem wir unsere Freiheit ausüben. Es hängt also viel mehr von uns selbst und der Befriedigung unserer zahlreichen Bedürfnisse ab – das ist der Preis für unseren Willen zur Autonomie.“ (S. 19.f)