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Buchhinweis


Stichworte: Wissenschaft, Antike, Wissenschaftstheorie, Philosophiegeschichte









Bibliographische Angaben:


John Freely :Aristoteles in Oxford. Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft begründete. Klett-Cotta Stuttgart 2014. 394 S. ISBN: 978-3-608-94854-7




Zum Buch:









Als ich anfing, Physik zu lehren, herrschte die Auffassung, dass die moderne Wissenschaft von Galileo Galilei ihren Ausgang nahm. Sein heroischer Einsatz für das heliozentrische Weltbild des Kopernikus, das im Widerspruch zur geltenden geozentrischen Kosmologie des Aristoteles und des Ptolemaios in Kirche und Universität stand, führte schließlich, so hieß es, zur wissenschaftlichen Revolution. Sie gipfelte in Newtons neuer Physik und Astronomie und

eröffnete die naturwissenschaftliche Moderne. Von den Vorläufern des Kopernikus, Galileis und Newtons war damals kaum die Rede, dabei datieren Mittelalterhistoriker den Beginn der abendländischen Wissenschaft inzwischen auf mehr als ein Jahrtausend früher. Tatsächlich hatte eine Vielzahl von europäischen Gelehrten der wissenschaftlichen Revolution den Weg geebnet, als sie mit ihren Forschungen die Grundlagen für deren bahnbrechende Theorien und Entdeckungen gelegt, ja einige sogar vorweggenommen hatten. In diesem Buch versuche ich, dieses falsche Bild und diese Ungerechtigkeit der Geschichtsschreibung zu korrigieren − ein Anliegen, das mich schon seit meinem Studium beschäftigt“1 - so umschreibt der Autor in der Einleitung sein Programm.

Sein Ausgangspunkt ist eigentlich der übliche Ausgangspunkt zur Beschäftigung mit dieser Frage, ob Geschichtsunterricht oder Philosophieunterricht ist die „kopernikanische Wende“ der Beginn neuzeitlichen Denkens und einer sich neu orientierenden Politik.


Einen ersten Zugang findet er im Brand der Bibliothek von Alexandria „Zunächst werfe ich einen Blick nach Europa an der Wende von der Spätantike zum Mittelalter, als mit der Plünderung Roms durch die Goten 410 und mit dem Brand der Bibliothek von Alexandria die griechisch-römische Epoche zu Ende ging und die Wirren und Wanderungen im frühen Mittelalter einsetzten“.2 Der Brand dieser Bibliothek ist nicht das Ende des Kontakts zu den antiken Denkern. „Doch einige Klassiker der griechischen Philosophie und Wissenschaft sind uns – dank eines feinen Ariadnefadens von Alexandria über das mittelalterliche Byzanz und die islamische Welt – überliefert worden, im letzteren Fall durch Übersetzungen vom Griechischen ins Aramäische, Persische, Arabische und schließlich ins Lateinische. Bevor diese lateinischen Übersetzungen das Abendland erreichten, hatten einige zunehmend isolierte römische Gelehrte, so Boëthius und Cassiodor, in ihren Schriften Fragmente des klassischen Wissens bewahrt. Größere Überreste der klassischen Gelehrsamkeit fanden ihren Weg in die ersten irischen Klöster, vor allem in die Gründungen des heiligen Columban, wo auch griechischsprachige Gelehrte Zuflucht gefunden hatten; sie setzten später mit Columban nach Iona über und brachten ihre Bildung ins Abendland zurück. Als Ergebnis dieser Bildungsoffensive konnten immer mehr europäische Gelehrte Werke der griechisch-arabischen Wissenschaft in lateinischer Übersetzung lesen und verstehen, eine Entwicklung, die durch die Gründung der ersten europäischen Universitäten im 12. und 13. Jahrhundert noch beschleunigt wurde.“3


Das Inhaltsverzeichnis zeigt weitere Schwerpunkte:


INHALT

Einleitung 7

1. Licht im finsteren Mittelalter 13

2. Eine europäische Bildungsbewegung 49

3. Die Anschauungen der Araber 73

4. Eine Renaissance vor der Renaissance 105

5. Die Christianisierung des Aristoteles 121

6. Die Metaphysik des Lichts 137

7. Die experimentelle Methode 159

8. Die Wissenschaft von der Bewegung 175

9. Über den Regenbogen 199

10. Das Wiederaufleben der Astronomie in Ost und West 219

11. Die Revolution der Himmelssphären 247

12. Die neue Astronomie 273

13. Der Widerstreit der Weltsysteme 301

14. Auf den Schultern von Riesen 333

Anhang

Zitatnachweis 363

Bildnachweis 374

Bibliographie 375

Dank 382

Personen- und Ortsregister 383




Einordnung für die Bildungsarbeit


Philosophieunterricht beschränkt sich nicht auf die Auseinandersetzung mit den Entwürfen von Philosophen und der Philosophiegeschichte, sondern braucht auch den Blick auf die Entwicklung von Wissenschaften und die Bedeutung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Dieses Buch nimmt einen Problembereich in den Blick, der eigentlich immer etwas kurz kommt. Es kann die Philosophiekurse der Sekundarstufe II um Ansätze und Materialen bereichern und sollte in der Fachbibliothek verfügbar sein.






Martin Geisz, Januar 2015


1S.7

2S. 9

3S.10