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Buchhinweis


Stichworte: Blaise Pascal, Vernunft, Religion, Existenz









Bibliographische Angaben:


Markus Knapp: Herz und Vernunft. Wissenschaft und Religion. Blaise Pascal und die Moderne. Schöningh - Verlag.1. Aufl. 2014.

ISBN: 978-3-506-77256-5




Zum Buch:










Pascal hat schon vor der Zeit der Aufklärung das Verhältnis von Wissenschaft und Religion so durchdacht, dass die „Eigenständigkeit“ des menschlichen Denkens, die Vernunft einen zentralen Platz bekommt. Er zeigt, dass beide eine eigene spezifische Dimension menschlicher Sicht auf Wirklichkeit in den Blick nehmen. So kennt er „Vernunft“ und „Herz“ als Erkenntnisinstanzen, die im Menschen zusammenwirken. “Nach dem französischen Mathematiker und Philosophen ist die Vernunft nicht eine Domäne der Wissenschaft allein, denn sie bleibt eingebettet in eine grundlegendere Weltbeziehung des Menschen. Mit dem Herzen erkennt er sein Eingebundensein in den Gesamtzusammenhang der Wirklichkeit und berührt damit auch die religiöse Frage nach Grund und Ziel seines Daseins. Herzens- und Vernunfterkenntnis verweisen wechselseitig aufeinander und sie entfalten sich beide in unterschiedlichen Systemen: Wissenschaft und Religion.“ 1 Das Buch geht diesem Ausgangspunkt nach, sucht nach den Spuren in der Philosophie - und Theologiegeschichte. Darauf aufbauend wird die philosophische (und auch theologische) Position Pascals zum intensiv bearbeiteten Thema (siehe Inhaltsverzeichnis). Die philosophische „Anerkennungstheorie“ (Axel Honneth, Paul Ricœur) spielt im Buch eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Bedeutung Pascals für die Gegenwart aufzuzeigen.

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INHALTSVERZEICHNIS2

EINFÜHRUNG ............................................................................................ 7

I. DER WANDEL DES VERNUNFTVERSTÄNDNISSES...................... 13

1. Die spekulative Vernunft .................................................................. 14

2. Die subjektive Vernunft .................................................................... 19

3. Die absolute Vernunft ....................................................................... 27

4. Die Dezentrierung der Vernunft ........................................................ 30

5. Die kommunikative Vernunft ........................................................... 33

6. Herz und Vernunft ............................................................................ 45

II. DIE BEDEUTUNG DES HERZENS

IN DER RELIGIONSGESCHICHTE ................................................... 49

1. Das Herz im Alten Ägypten .............................................................. 50

2. Das Herz im Alten Testament ........................................................... 56

3. Das Herz im Neuen Testament ........................................................ 61

III. DAS VERSTÄNDNIS DES HERZENS

IN DER PATRISTIK ................................................................ 67

1. Herz und Seele .................................................................................. 68

2. Das Herz als personales Zentrum ...................................................... 70

3. Herz und Vernunft ............................................................................ 75

IV. „DAS HERZ HAT SEINE GRÜNDE…“

DIE LOGIK DES HERZENS

IN BLAISE PASCALS VERNUNFTKONZEPTION ........................ 79

1. Der geistesgeschichtliche Kontext .................................................... 80

2. Der apologetische Kontext ................................................................ 83

3. Herz und Vernunft – Pascals Vernunftverständnis ........................... 86

a) Pascals Methode in den „Pensées“ ......................................... 87

b) Die Möglichkeit der Gotteserkenntnis.................................... 90

c) Anthropologische Grundlegung ............................................. 95


aa) Der Mensch zwischen Größe und Elend ..................... 95

bb) Zertreuung ................................................................... 100

cc) Die drei Ordnungen ..................................................... 103

dd) Das Ideal des universalen Menschen ........................... 107

ee) Dogmatiker und Skeptiker

die philosophische Anthropologie ........................... 109

d) „Gewißheit, Gewißheit…“ −. Pascals Mémorial ................... 116

e) Pascals Vernunftkonzept ........................................................ 121

aa) Die Forderung nach Unterordnung der Vernunft ........ 122

bb) Vernunft und Herz ....................................................... 124

cc) Die Logik des Herzens ................................................ 129

f) Die Grundlagen der Religion ................................................. 135

aa) Religion und Vernunft ................................................. 136

bb) Das Argument der Wette ............................................. 140

cc) Der Glaube .................................................................. 149

4. Pascal und die Entwicklung der neuzeitlichen Philosophie .............. 155

a) Voltaire und Nietzsche ........................................................... 155

b) Kant und Scheler .................................................................... 162


V. PASCAL UND DIE MODERNE .................................................. 169

1. Kurze Verständigung über den Begriff der Moderne ....................... 169

2. Die gebrochene Modernität Pascals .................................................. 173

3. Ein Seitenblick auf Charles Taylor ................................................... 177

4. Pascal in anerkennungstheoretischer Perspektive ............................. 182

a) Die Theorie der Anerkennung

nach A. Honneth und P. Ricoeur ............................................. 182

b) Pascals Vernunftkonzept

und die Theorie der Anerkennung .......................................... 189

5. Vernunft – Wissenschaft – Religion ................................................. 192

a) Vernunft und Gefühl .............................................................. 192

b) Vernunft und Wissenschaft .................................................... 198

c) Vernunft und Religion ............................................................ 202

d) Vernunft und Sinn .................................................................. 211

NACHWORT ................................................................................... 215

LITERATURVERZEICHNIS ............................................................... 217

PERSONENREGISTER .......................................................................




Einordnung für die Bildungsarbeit



Pascals Philosophie fasziniert nach meinen Unterrichtserfahrungen viele Schülerinnen und Schüler. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass er schonungslos die Vernunft auf die menschliche Existenz blicken lässt – und letztlich eine Verlorenheit des Menschen deutlich formuliert (übrigens so wie später die Existenzialisten wie Camus, Sartre oder auch Heidegger), eine Situation, die viele Lernende zumindest nachvollziehen können. Ausgehend von den Fragen, die diese „Verlorenheit“ aufwerfen, bietet er einen „versöhnenden Blick“ angesichts der drohenden Verzweiflung. Für ihn ist neben der selbständig agierenden Vernunft das „Herz“ Erkenntnis- und Handlungsinstanz, die andere Sicht auf die Existenz und natürlich auch Entscheidungen möglich macht. Dies ist letztlich nicht von der Vernunft her „beweisbar“ (z.B. im Sinn von Gottesbeweisen), wie er in seiner „Wette“ (im Unterricht oft besprochen und diskutiert) deutlich illustriert.

Dieses Buch bietet für einen Unterricht, der dies in den Blick nimmt, Grundlegung und Vertiefungsmöglichkeiten (vor allem auch im Verweis auf die „philosophische Anerkennungstheorie“ – in erster Linie für die Lehrkräfte (und Studierende), darüber hinaus aber auch für (fortgeschrittene) Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe II. - Übrigens: im Buch wird auf Pascals Bedeutung für die Existenzphilosophie nur wenig eingegangen, hier kann der Unterricht weitere Akzente setzen.





Martin Geisz, März 2014


1http://www.schoeningh.de/katalog/titel/978-3-506-77256-5.html

2http://www.schoeningh.de/uploads/tx_mbooks/9783506772565_iv.pdf